04. November, 2024

Politik

Tragödie in Tschernihiw: Raketenangriff fordert zahlreiche zivile Opfer

Tragödie in Tschernihiw: Raketenangriff fordert zahlreiche zivile Opfer

In der Großstadt Tschernihiw im Norden der Ukraine entfaltete sich am Mittwochmorgen eine Tragödie von gewaltigem Ausmaß. Ein Raketenangriff, der durch russische Streitkräfte mittels des mobilen Raketensystems Iskander ausgeführt worden sein soll, hinterließ eine Spur der Verwüstung und führte zu einem hohen Zoll menschlichen Leids. Die Tragik des Vormittags offenbarte sich in der steigenden Anzahl ziviler Opfer. Informationen der lokalen Gebietsverwaltung zufolge kamen bis zum Nachmittag 14 Menschen ums Leben, während über 60 Verletzte zu beklagen sind, darunter auch Kinder.

Das Stadtzentrum war Schauplatz des Unheils, als drei Raketen einschlugen und diverse Gebäude schwer beschädigten. Ein Hotel, das Kreiskrankenhaus, das Hauptgebäude der Universität und mehrere Wohnkomplexe gehörten zu den getroffenen Objekten. Die Intensität der Einschläge ließ auch Autos in Flammen aufgehen. Olexander Lomako, der Bürgermeister der Stadt, beziffert die Zahl der beschädigten Gebäude auf 16. Die Durchschlagskraft der Raketen ließ Fensterscheiben bersten, jedoch trugen einige Strukturen auch gravierende Schäden davon.

Angesichts der schwierigen Lage arbeiten Rettungsdienste mit Hochdruck, um mögliche Überlebende aus Trümmern zu bergen. Die lokale Polizei meldet sechs vermisste Personen und appelliert an die Bevölkerung, Blut zu spenden, um den Bedarf angesichts der hohen Zahl von Verletzten zu decken.

Von offizieller russischer Seite wurde der Vorfall in Tschernihiw nicht explizit thematisiert. Allgemeine Erklärungen des Verteidigungsministeriums verweisen lediglich darauf, dass Luft- und Raketenstreitkräfte gegen ukrainische Einheiten und Militärgerät vorgegangen seien. Indes berichtet ein ehemaliger Abgeordneter des ukrainischen Parlaments, Werchowna Rada, auf TikTok, dass in dem beschossenen Hotel ukrainische Soldaten untergebracht gewesen sein sollen. Kiew bestätigte dies allerdings nicht.

Präsident Wolodymyr Selenskyj schloss sich der Trauer der Angehörigen an und brachte seine Anteilnahme zum Ausdruck. Er nutzte die Gelegenheit, um erneut zu betonen, dass eine stärkere Luftabwehr solche Katastrophen hätte verhindern können. In Telegram-Posts forderte er entschieden mehr Unterstützung seitens internationaler Partner. Der ukrainische Staatschef bilanziert die militärische Lage mit Sorgen: Die zögerliche westliche Waffenhilfe begünstige die russischen Kräfte, und eine akute Knappheit an Artilleriemunition erweise sich als kritischer Faktor im Konflikt.

Tschernihiw, etwa 150 Kilometer nördlich der Hauptstadt Kiew gelegen, erwies sich bereits im Februar 2022 als Ziel russischer Offensiven, blieb jedoch unbesetzt. Nach vorübergehendem Rückzug sind die Kräfte zurück und nehmen die Stadt wiederholt unter Beschuss.