Im Iran haben die Bürgerinnen und Bürger mit der Präsidentenwahl begonnen, die im Zeichen einer tiefgreifenden Wirtschaftskrise, internationalen Spannungen und wachsendem Frust über die politische Führung steht. Irans oberster Führer, Ajatollah Ali Chamenei, stimmte traditionell im Herzen Teherans ab und eröffnete damit das Wahlprozedere.
Rund 61 Millionen Menschen sind aufgerufen, einen Nachfolger des jüngst verstorbenen Präsidenten Ebrahim Raisi zu wählen, der bei einem tragischen Hubschrauberabsturz ums Leben kam. Die Wahllokale sind den ganzen Tag über geöffnet, mit einer möglichen Verlängerung der Öffnungszeiten. Erste Ergebnisse werden bereits am Samstag erwartet.
Von den ursprünglich sechs vom mächtigen Wächterrat zugelassenen Kandidaten sind nur vier im Rennen geblieben, nachdem zwei Bewerber zurückgezogen haben. Die Wahl wirft ein Schlaglicht auf das konservative Lager, das durch interne Machtkämpfe zerrissen ist. Der amtierende Parlamentspräsident Mohammed Bagher Ghalibaf und der Hardliner Said Dschalili zählen zu den prominentesten konservativen Kandidaten, während mit Massud Peseschkian ein moderater Politiker große Unterstützung im Reformlager genießt.
Ghalibaf, ein einflussreicher Politiker mit militärischem Hintergrund, und Dschalili, früherer Chefunterhändler bei den Atomverhandlungen, stehen für verschiedene konservative Strömungen innerhalb des politischen Spektrums. Peseschkian hingegen stellt sich als eine versöhnliche Alternative dar und hat insbesondere bei einer hohen Wahlbeteiligung gute Chancen, eine Stichwahl zu erzwingen.
Die Hoffnungen auf große innenpolitische Veränderungen bleiben jedoch gedämpft. Vor allem die junge Bevölkerung, die seit dem Tod der Kurdin Jina Masa Amini im Herbst 2022 verstärkt gegen das Regime protestiert, zeigt sich desillusioniert. Die jüngste Parlamentswahl verzeichnete eine Rekordniedrigwahlbeteiligung von etwa 40 Prozent, während bei Präsidentschaftswahlen traditionell höhere Beteiligungen zu verzeichnen sind.
Im Mittelpunkt des Wahlkampfes standen die Bewältigung der Wirtschaftskrise, ausgelöst durch internationale Sanktionen wegen des umstrittenen Atomprogramms, sowie innenpolitische Themen und der Umgang mit dem Westen. Das politische System des Iran, geprägt durch eine Mischung aus republikanischen und theokratischen Elementen, lässt freie Wahlen nicht zu, da der Wächterrat stets eine Vorauswahl der Kandidaten trifft und systemkritische Stimmen unterdrückt.