Indien steht vor einem demokratischen Großereignis. Ab Freitag beginnt für die bevölkerungsreichste Demokratie der Welt ein Wahlprozess, der in seiner Dimension alle Dimensionen sprengt. Erst nach sechs Wochen und ausgezählten Stimmen wird am 4. Juni feststehen, ob Premierminister Narendra Modi eine dritte Amtszeit antreten darf.
Die Gründe für die Dauer dieses Wahlmarathons sind vielfältig. Indien beheimatet nicht weniger als 969 Millionen wahlberechtigte Bürger – über ein Zehntel der Weltbevölkerung und etwa viermal mehr als in der zweitgrößten Demokratie, den Vereinigten Staaten.
Das riesige Land mit über 3,2 Millionen Quadratkilometern Fläche umfasst Metropolen wie Mumbai und Delhi, erstreckt sich über Teile des Himalayas, die Thar-Wüste sowie dichte Wälder und Gebiete entlang des Ganges. Diese geographische Vielfalt macht die Durchführung einer Wahl zu einer logistischen Herausforderung erster Ordnung.
Eine weitere Hürde sind die indischen Wahlgesetze, die besagen, dass kein Wähler mehr als zwei Kilometer von seinem Zuhause entfernt sein Wahllokal aufsuchen muss. Um das zu gewährleisten, werden in diesem Jahr 12 Millionen Wahlhelfer quer durchs Land mobilisiert. Sie reisen teilweise zu Fuß, per Fahrrad, Hubschrauber oder Boot an, in entlegenen Regionen sogar zu Pferd, auf Kamelen oder Elefanten, um die notwendige Infrastruktur bereitzustellen.
Die indische Wahl hat Tradition, denn bereits seit der ersten Wahl zwischen 1951 und 1952, die über 120 Tage andauerte, sind umfangreiche Vorbereitungen erforderlich. Im Jahr 1977 benötigte man lediglich fünf Tage, doch generell nimmt der demokratische Prozess in Indien angesichts seiner schieren Größe Wochen, wenn nicht Monate in Anspruch – und das alles ohne Vorwahlen.