09. Mai, 2024

Grün

Unwetter in Dubai legt Skihalle lahm und offenbart Infrastrukturdefizite

Unwetter in Dubai legt Skihalle lahm und offenbart Infrastrukturdefizite

In dubioser Stille verharrte die sonst belebte künstliche Skipiste in der Mall of the Emirates in Dubai, überschattet vom Dunkel und verlassen von den Besuchern. Außerhalb des Einkaufszentrums ging das Leben weiter, doch das stumme Schneeparadies war ein Indiz für schwerwiegendere Probleme. Heftige Regenfälle hatten kürzlich das Stromnetz für die Kühlung der Anlage lahmgelegt.

Die Überflutungen nach dem historischen Regenguss betrafen auch die Umgebung der ansonsten vorbildlich gepflegten Mall, zahlreiche Fahrzeuge, darunter ein Porsche Carrera, blieben auf den Straßen zurück. Anwohner, die noch auf Strom und fließend Wasser verzichten mussten, waren gezwungen, sich an den Steckdosen des Einkaufszentrums zu versorgen und die öffentlichen Sanitäranlagen für ihre Hygiene zu nutzen.

Der Vorfall legt die verwundbaren Stellen der urbanen Infrastruktur in den VAE offen und macht die Gefahr durch sich verstärkende Wetterextreme deutlich. Obwohl viele Dienstleistungen mittlerweile wieder ihren Normalbetrieb aufgenommen haben, zeugen übelriechende Wasserlachen noch Tage nach dem Unwetter von den Schwierigkeiten, mit denen sich das Land konfrontiert sieht. Die Regierung von Dubai hat bereits Investitionen von umgerechnet 545 Millionen Dollar zum Flicken der Schäden zugesagt.

Die Ereignisse fordern ein Umdenken in einem Land, das traditionell selten mit Regenmengen zu kämpfen hatte. „Man würde hier beim Einrichten eines Geschäfts nicht an Wasserdichtung denken“, erklärt Somia Anwar, Mitinhaberin von Bookends, einem Secondhand-Buchladen, der von dem Hochwasser besonders getroffen wurde. Etwa 10.000 Bücher mussten entsorgt werden, da die Versicherung für die Schäden durch Abwasser nicht aufkommt.

Forschungsergebnisse zeigen, dass die Intensität von Regenfällen in El Niño-Jahren, die den pazifischen Ozean erwärmen, um bis zu 40 Prozent zugenommen hat. Auch wenn der direkte Einfluss des Menschen auf diese Wetterphänomene schwierig nachzuvollziehen ist, sehen Wissenschaftler die Erderwärmung durch fossile Brennstoffe als wahrscheinlichsten Faktor.

Nicht nur steht das Land vor der Herausforderung zunehmend heißerer Sommer, sondern auch vor der Bürde nasser Wetterverhältnisse, befeuert durch den Klimawandel. Besonders Dubai muss, gerade auch aufgrund diverser Stadtingenieursprobleme, sein Drainagesystem überdenken, das trotz vorangegangener Maßnahmen wie einem Drainagetunnel in Vorbereitung auf die Expo 2020 und den UN-Klimagipfel den neuen Herausforderungen nicht gewachsen scheint.

Die Ereignisse rund um das Unwetter und die darauffolgende, notwendige Aufstockung des Budgets für die Infrastruktur durch Sheikh Hamdan bin Mohammed al-Maktoum zeigen, dass extreme Wetterereignisse kein theoretisches Szenario mehr sind, sondern realitätsnahe Kosten verursachen, die nun handfeste Änderungen fordern.