Ein Quartalsbericht, wie ihn sich Investoren wünschen: Der Labordiagnostik-Spezialist Stratec aus Birkenfeld hat Umsatz und Gewinn im ersten Quartal 2025 deutlich gesteigert.
Der Konzernumsatz kletterte auf 60,4 Millionen Euro, ein Plus von 12 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Noch stärker fiel das Ergebniswachstum aus: Das bereinigte EBIT verdoppelte sich nahezu auf 5,4 Millionen Euro, der Nettogewinn stieg auf 3,2 Millionen Euro (Vorjahr: 1,1 Mio).
Doch trotz operativer Fortschritte bleibt ein Makel: Stratec ist nicht mehr im SDax vertreten. Der Grund liegt nicht in den Zahlen selbst, sondern in deren verspäteter Vorlage. Die Bilanz für 2024 kam nicht rechtzeitig.
Damit verpasste Stratec die Frist für eine Indexzugehörigkeit – eine empfindliche Blamage für einen langjährigen Börsenakteur.
Verschobener Bericht, verpasste Chance
Offiziell begründete der Konzern die Verzögerung mit einem Wechsel des Abschlussprüfers, krankheitsbedingten Engpässen in der Finanzabteilung sowie einer Umstellung der Bilanzierungsmethoden.
In der Summe führten diese Faktoren dazu, dass der Abschluss nicht fristgerecht erstellt werden konnte. Eine Wiederaufnahme in den SDax ist frühestens bei der nächsten regulären Überprüfung im Juni möglich.
Für Investoren stellt sich nun die Frage, wie belastbar die neue Transparenz- und Reportingstruktur ist. Der Markt hatte bereits mit einem soliden Quartal gerechnet, doch die Managementkommunikation litt zuletzt unter Unklarheiten.
Der Imageschaden dürfte sich nicht nur auf Analystenkommentare, sondern auch auf institutionelle Investoren auswirken, die strenge Kriterien an Indexmitglieder anlegen.
Dynamik im Tagesgeschäft, strategische Baustellen
Während auf der operativen Seite vor allem das Geschäft mit Serviceteilen und Verbrauchsmaterialien von steigenden Testvolumina profitierte, bleiben strategische Fragen offen: Wie will Stratec angesichts zunehmender Konkurrenz aus Asien seine Technologie- und Margenführerschaft sichern?
Und wie robust sind die Lieferketten nach der Pandemie?
Ein langjähriger Kunde aus der Biotech-Branche, der namentlich nicht genannt werden möchte, berichtet gegenüber der InvestmentWeek: "Die Systeme von Stratec laufen stabil, aber in der Vergangenheit hatten wir bei Wartung und Ersatzteilen mit langen Lieferzeiten zu kämpfen. Das kostet Vertrauen."
Der Konzern betont, dass man die internen Prozesse inzwischen verbessert habe und wieder auf Kurs sei. Tatsächlich bestätigt der Vorstand den Ausblick für 2025 – eine klare Ansage, die Zuversicht vermitteln soll.
Börsenkurs unter Beobachtung
Trotz guter operativer Entwicklung hat die Aktie von Stratec in den vergangenen Monaten gelitten. Seit Jahresbeginn steht ein Minus von rund 18 Prozent zu Buche. Erst eine Rückkehr in den SDax könnte das Vertrauen in die Aktie wieder festigen.
Die Investoren sehen die Entwicklung mit gemischten Gefühlen: Starkes Quartal, aber schwache Kommunikation. Es bleibt ein Drahtseilakt zwischen betrieblichem Fortschritt und Kapitalmarktfähigkeit. Im Juni wird sich zeigen, ob Stratec die Chance auf ein Comeback im Index nutzt – und ob der Ergebnissprung auch strategisch wirkt.
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