02. Mai, 2024

Technologie

Google setzt auf künstliche Intelligenz: Neustrukturierung für beschleunigte Entwicklung

Google setzt auf künstliche Intelligenz: Neustrukturierung für beschleunigte Entwicklung

In einem bemerkenswerten Strategiewechsel hat Google-CEO Sundar Pichai die Führungsetage und Struktur des Technologieriesen umgekrempelt, um die Entwicklung und Einführung neuer Produkte im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) zu beschleunigen. Die Anpassungen folgen auf Kritik, Google habe im KI-Bereich im Vergleich zu Wettbewerbern wie Microsoft an Boden verloren.

Ab sofort bündelt Google alle KI-relevanten Teams unter dem Dach der DeepMind-Division, die von Demis Hassabis geleitet wird. Dies umfasst die Forschung zu KI-Modellen, darunter auch den vielbeachteten Chatbot Gemini, ebenso wie die dafür notwendige Rechenleistung und die Prüfung ihrer Genauigkeit sowie Vertrauenswürdigkeit.

Die Einführung eines neuen Bereichs für Plattformen und Geräte ist ebenfalls Teil des Umbaus. Geleitet von Rick Osterloh, Senior Vice-President für Geräte und Services, vereint dieser Bereich künftig die Teams hinter der Hardware und Software von Android, dem Chrome Browser, der Suchfunktion und Fotoanwendungen. Eine Personalrochade ergibt sich auch bei Android: Hiroshi Lockheimer wechselt zu anderen Produktbereichen, seine Nachfolge als Leiter des Android-Teams übernimmt Sameer Samat, Vice-President des Produktmanagements für Android und Google Play.

Diese Neuausrichtung sei ein konsequenter Schritt, um die Unternehmensstruktur zu vereinfachen sowie die Abläufe und Entscheidungswege zu beschleunigen, erklärte Pichai. Man erhoffe sich davon, Innovationen schneller an Partner weitergeben und die Entwicklungen in den Android- und Chrome-Ökosystemen noch gezielter vorantreiben zu können.

Der Umbau stellt die größte strukturelle Veränderung bei Google seit der Fusion der DeepMind- und Google Brain-KI-Einheiten vor einem Jahr dar. Demis Hassabis, der 2014 zu Google stieß, als das Unternehmen sein Start-up übernommen hatte, steigt mit der Neustrukturierung zu einem der Hauptverantwortlichen für KI-Entwicklung und Produktoutput auf.

Zuletzt musste Google einen Rückschlag hinnehmen, als im Februar die Bildgenerierung im Gemini-Projekt aufgrund fehlerhafter historischer Darstellungen unterschiedlicher Ethnien und Geschlechter pausiert werden musste. Dieser Fehltritt führte zu einer negativen Wahrnehmung hinsichtlich der Leistungsfähigkeit des Google-Modells, verglichen mit den Angeboten von Konkurrenzunternehmen wie OpenAI, Meta und Anthropic.

Auch wurde Pichai vorgeworfen, die Vermarktung der hauseigenen generativen KI-Technologie zu langsam voranzutreiben, was laut Financial Times auf eine fragmentierte Struktur und bürokratische Hürden im Unternehmen zurückzuführen sei. Insbesondere Microsofts 13 Milliarden US-Dollar schwere Partnerschaft mit OpenAI, die dem Unternehmen Zugang zum gefeierten ChatGPT-Modell verschaffte, setzte Google unter Druck. Microsoft hat damit sogar den Status des weltweit wertvollsten börsennotierten Unternehmens erreicht.

Die Umstrukturierungen finden vor dem Hintergrund der bevorstehenden Quartalszahlen von Google am 25. April und der jährlichen I/O-Entwicklerkonferenz am 14. und 15. Mai im kalifornischen Mountain View statt.

In einem weiteren Punkt geht Pichai in seinem Blogbeitrag vom Donnerstag auf einen jüngsten Mitarbeiterprotest ein, der sich gegen einen Vertrag im Bereich KI und Cloud-Computing mit der israelischen Regierung und dem Militär richtete. Nach einer Besetzung einer Führungskraftetage durch neun Angestellte, wurden diese festgenommen. Google entließ zudem 28 Mitarbeiter, die im Zusammenhang mit der Protestgruppe 'No Tech for Apartheid' standen. Pichai betonte dabei, dass es sich bei Google um einen Arbeitsplatz handele und klare Erwartungen gestellt werden: Es gehe um Geschäft, nicht um persönliche Plattformen oder politische Auseinandersetzungen.