17. Mai, 2024

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Deutschland verschlingt Ressourcen: Erdüberlastungstag markiert kritische Schwelle

Deutschland verschlingt Ressourcen: Erdüberlastungstag markiert kritische Schwelle

Bereits Anfang Mai haben die Deutschen die ökologischen Grenzen des Jahres gesprengt: Ab heute leben sie auf Kosten der Zukunft. Dieses alarmierende Datum, bekannt als Erdüberlastungstag, beschreibt den Zeitpunkt, an dem die von Deutschland verbrauchten natürlichen Ressourcen die Regenerationsfähigkeit der Erde übersteigen. Laut der Umweltschutzorganisation Germanwatch, die sich auf das Global Footprint Network beruft, hat Deutschland seinen Ressourcenhaushalt 2019 überschritten und somit eine ökologische Schuld aufgebaut, die nicht nur benachteiligte Gemeinschaften im globalen Süden betrifft, sondern auch Zukunftsbelastungen für die nachkommenden Generationen hinterlässt.

Tief im Futtertrog verankert, sind der Fleischkonsum und die intensive landwirtschaftliche Tierproduktion Hauptverursacher des immensen Ressourcenappetits. Nach Aussagen von Konstantinos Tsilimekis, einem Fachmann für Welternährung bei Germanwatch, landen mehr als die Hälfte des in Deutschland produzierten Getreides in den Futtertrögen der Tiermastbetriebe. Darüber hinaus zerstört der Import von Futtermitteln unabdingbare Tropenwälder. Hier sieht die Umweltorganisation die Politik in der Pflicht, steuerliche Anreize für pflanzliche Produkte zu setzen und nachhaltige Verpflegungskonzepte in öffentlichen Einrichtungen zu fördern.

Der Naturschutzbund Deutschland betont die Bedeutung des Umstiegs auf öffentliche Verkehrsmittel für den ökologischen Fußabdruck und plädiert für das Denken in geschlossenen Stoffkreisläufen – ein Konzept, das auf Langlebigkeit von Produkten und effizientes Recycling setzt.

Deutschlands Erdüberlastungstag verschiebt sich zwar zunehmend nach hinten – im Vergleich zu 2017, als die jährlichen Ressourcen bereits Mitte April erschöpft waren, ein kleiner Fortschritt. Jedoch, so warnt Aylin Lehnert von Germanwatch, erfolge die Entwicklung hin zu einer nachhaltigen Lebensweise noch immer viel zu schleppend. Bei einer Extrapolation des hiesigen Verbrauchs auf die gesamte Weltbevölkerung wären demnach drei Planeten nötig, um den Bedarf zu decken.

Der Erdüberlastungstag ist eine globale Rechnung, die auf den Ressourcenverbrauch und die Entsorgungskapazitäten der Erde abzielt, wobei natürliche Ressourcen wie Wälder, Ackerland und Fischbestände mit einfließen. Während Deutschland schon im Mai seine Grenzen erreicht, fiel der weltweite Stichtag im Vorjahr auf den 2. August.