07. Mai, 2024

Märkte

Goldrausch mit chinesischer Signatur

Goldrausch mit chinesischer Signatur

Im Windschatten der geopolitischen Spannungen und Inflation finden Edelmetalle wie Gold neuen Anklang bei privaten und institutionellen Anlegern. Nigel Montgomery, ein langjähriger Händler aus dem englischen Hungerford, beobachtet dieses Phänomen mit erstauntem Blick. Er spricht von einer außergewöhnlichen Nachfrage nach Goldmünzen wie den steuerfreien Sovereigns und Britannias, die Anleger gegen Inflationsängste und geopolitische Unsicherheiten in ihr Portfolio integrieren.

Hinter diesem neu entflammten Goldfieber stehen jedoch nicht nur lokale Sammler, sondern auch globale Marktbewegungen. Chinas Zentralbank geht hierbei voran und hat in den Jahren 2022 und 2023 rekordverdächtige Mengen des Edelmetalls erworben. Über 1.000 Tonnen jährlich wurden aufgekauft, was als Strategie der Reserve-Diversifikation weg vom US-Dollar interpretiert wird. Dies gilt insbesondere im Kontext der US-Sanktionen gegen Russland nach dessen Invasion in der Ukraine und verdeutlicht eine Verschiebung der monetären Machtzentren.

Während im Westen die Anleger noch zögern - Gold-ETFs verzeichnen kontinuierliche Abflüsse und die Nachfrage nach Barren und Münzen in Deutschland bleibt schwach - häuft das chinesische Publikum Edelmetalle an. Enttäuschungen in anderen Anlageklassen wie Immobilien und Aktien spielen den "Gold-Bullish" in die Karten.

Andreas Habluetzel, Chef von Degussa Goldhandel, schildert, dass die hartnäckige Inflation und die Kostenkrise Kunden dazu veranlassen, ihre Edelmetalle zu verkaufen, um den gewohnten Lebensstandard zu erhalten. Diese Verkäufe stellen westliche Investoren vor die Frage, ob das traditionell als "sicherer Hafen" geltende Gold in Zeiten hoher Volatilität und fundamentaler Veränderungen im Anlegerverhalten noch eine Bank ist.

Trotz des jüngsten Rückgangs im Goldpreis sehen einige Marktbeobachter wie Michael Hsueh von der Deutschen Bank Potenzial aufgrund der Gruppe der Anleger, die den Rücksetzern entgegenfiebern. Langfristig könnten radikale Veränderungen im weltweiten monetären System das Blatt für Gold wenden, einschließlich neuer Äras der anhaltenden Inflation und eines Mehrwährungssystems.

Dies könnte auch für Goldproduzenten wie Newmont und Barrick Gold von Vorteil sein, deren Bewertungen im historischen Vergleich zum Goldpreis derzeit besonders günstig erscheinen. Dies legt nahe, dass der Sektor hinter seinem wahren Wert zurückbleibt und dass steigende Margen der Goldminen ihre Aktienpreise potenziell in die Höhe treiben könnten. Dies steht jedoch vor strukturellen Herausforderungen wie ESG-Kompatibilität und politischen Risiken.

Ob es sich um eine kurzfristige Korrektur oder einen dauerhaften Trend handelt, bleibt abzuwarten. Investoren wie Jason Todt aus Missouri, die ihr Glück abseits traditioneller Anlageklassen suchen, könnten ein Vorbild für Generationen sein, die auf der Suche nach alternativen Anlagemöglichkeiten sind.