19. Mai, 2024

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Sicherheitspolitische Spannungen beflügeln Hensoldt-Aufträge, Aktienkurs durchläuft volatile Phase

Sicherheitspolitische Spannungen beflügeln Hensoldt-Aufträge, Aktienkurs durchläuft volatile Phase

Ein wachsender militärischer Aufrüstungsbedarf im Angesicht globaler Sicherheitsrisiken füllt die Auftragsbücher des deutschen Rüstungselektronikunternehmens Hensoldt. Die Bestellung eines innovativen Luftabwehrsystems durch die Bundeswehr trug maßgeblich dazu bei, dass der Auftragsbestand im ersten Quartal einen historischen Höchststand erreichte. Trotz dieser erfreulichen Entwicklungen verzeichnete das Unternehmen aus Taufkirchen bei München einen leichten Rückgang des Umsatzes und schrieb weiterhin rote Zahlen, obwohl die Profitmarge des Tagesgeschäfts stieg.

Die Börsenreaktion auf diese Nachrichten präsentierte sich zunächst widersprüchlich. Nachdem die Hensoldt-Aktie anfänglich einen deutlichen Zugewinn verzeichnete, erlebte sie einen rapide folgenden Kursabfall und war am Nachmittag mit einem Minus von 2,5 Prozent und einem Wert von 37,34 Euro einer der stärksten Verlierer im MDax. Der Aktienwert befindet sich damit momentan deutlich unter dem Rekordhoch von 44,58 Euro, das Anfang April verzeichnet wurde. Gleichwohl zählt das Papier seit Beginn des Russland-Ukraine-Konflikts zu den Top-Performern im deutschen Aktienmarkt, mit einem beeindruckenden Kursplus von mehr als 200 Prozent – nur übertroffen von Rheinmetall, deren Kurs um über 460 Prozent anstieg.

Im Detail profitierte Hensoldt von der zunehmenden Nachfrage nach hochwertiger Militärelektronik, wodurch das Unternehmen Bestellungen im Gesamtwert von 665 Millionen Euro akquirieren konnte – eine Verstärkung gegenüber dem Vorjahr um nahezu das Doppelte. Dieser Erfolg ist insbesondere auf Großaufträge im Sensorenbereich zurückzuführen, unter anderem für ein gemeinsames Luftverteidigungssystem mit Rheinmetall und Diehl.

Hensoldt erzielte im ersten Quartal einen etwas geringeren Umsatz von 329 Millionen Euro, konnte aber gleichzeitig den bereinigten operativen Gewinn signifikant steigern. Der Verlust konnte im Vergleich zum Vorjahr um etwa ein Viertel reduziert werden. Mit neuen finanziellen Mitteln aus dem Sondervermögen der Bundeswehr und strategischen Plänen, sieht der frisch amtierende Vorstandschef Oliver Dörre einem ertragsreichen Jahr 2023 entgegen und hebt die Umsatzzielmarke deutlich an.

Der Finanzanalyst David Perry von JPMorgan äußert sich zwar optimistisch zum generellen Militärboom, hinterfragt aber die Resultatqualität von Hensoldt und betrachtet die Bewertung der Unternehmensaktien skeptisch. Hensoldt wird derzeit mit circa 4,4 Milliarden Euro an der Börse taxiert, während der Bund und Leonardo als Hauptaktionäre firmieren.