Die Forderung nach verstärkter militärischer Unterstützung, darunter Luftabwehrwaffen, Munition, Gefechtsfahrzeuge und speziell den Marschflugkörper Taurus, hallt laut.
General a.D. Klaus Wittmann unterstreicht die Dringlichkeit: Die Ukraine steht mit dem Rücken zur Wand.
Doch während die Notwendigkeit unbestritten ist, klagt die deutsche Rüstungsindustrie, vertreten durch den Taurus-Hersteller MBDA, über die Schwerfälligkeit der deutschen Politik bei der Vergabe von Rüstungsaufträgen.
Verzögerung im Maschinenraum der Verteidigung
Thomas Gottschild, Chef der deutschen Konzerntochter von MBDA, macht keinen Hehl aus seiner Frustration über die langsamen bürokratischen Mühlen. Trotz Verbesserungen im Beschaffungsprozess sieht er noch erhebliches Potenzial für Effizienzsteigerungen.
Das Zögern Deutschlands, Entscheidungen über lebenswichtige Rüstungsaufträge zu treffen, steht im Widerspruch zur globalen Nachfrage nach moderner Militärtechnologie – eine Lücke, die Deutschland zu schließen scheint.
Die Produktionsdilemma der Rüstungsindustrie
Ein besonders drängendes Problem stellt die diskontinuierliche Produktion von Taurus-Flugkörpern dar. MBDA, ein Joint Venture von Airbus, BAE Systems und Leonardo, kann nicht auf Vorrat produzieren ohne feste Aufträge.
„Für unseren Industriezweig ist es eine Herausforderung, wenn die Produktion wie beim Taurus unterbrochen ist“, sagt Thomas Gottschild. „Denn unsere Zulieferer, die häufig kleine und mittelständische Unternehmen sind, haben in solchen Fällen ihre Produktion eingestellt.“
Die daraus resultierende Unterbrechung trifft nicht nur MBDA, sondern auch die Zuliefererkette, vor allem KMUs, die ihre Produktion einstellen müssen. Diese Unterbrechungen erzeugen signifikante Anlaufschwierigkeiten bei Neuaufträgen, insbesondere vor dem Hintergrund globaler Rohstoffengpässe.
Von Patriot-Raketen und politischen Entscheidungen
Gottschild hebt hervor, dass eine stabile Produktionsgrundlast notwendig ist, um Lieferketten aufrechtzuerhalten und das technische Know-how zu bewahren.
Als Beispiel für eine solche Grundlast dient ein Großauftrag für Patriot-Flugkörper, dessen Auslieferung innerhalb der nächsten drei Jahre beginnen soll.
Die Entscheidung, ob Taurus-Flugkörper an die Ukraine geliefert werden, bleibt jedoch politisch umstritten. Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt dies ab, trotz der strategischen Vorteile, die der Taurus bieten könnte.
Zukunftsaussichten und Arbeitsmarkt
Trotz der Herausforderungen im Beschaffungswesen und in der Produktion blickt MBDA optimistisch in die Zukunft, insbesondere was den Arbeitsmarkt anbelangt.
Die Zahl der Bewerbungen ist sprunghaft angestiegen, und das Unternehmen plant, seine Belegschaft in Deutschland signifikant zu erweitern.
Ein Appell für Schnelligkeit und Entschlossenheit
Die Lage in der Ukraine erfordert dringende und entschlossene Handlungen. Die Diskrepanz zwischen dem militärischen Bedarf und der Geschwindigkeit politischer Entscheidungen in Deutschland wirft Fragen auf, die über die unmittelbare Krise hinausgehen.
Die Rüstungsindustrie, symbolisiert durch die Taurus-Produktion, steht an einem Scheideweg. Die Zeit drängt – nicht nur auf den Schlachtfeldern, sondern auch in den Konferenzräumen, wo die Zukunft europäischer und globaler Sicherheit geformt wird.
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