In einer spektakulären Enthüllung hat die US-Justiz Anklage gegen zwei Mitarbeiter des russischen staatlich kontrollierten Medienunternehmens RT erhoben. Im Zentrum der Vorwürfe steht der angebliche europäische Investor Eduard Grigoriann, dessen Existenz sich als bloße Fiktion entpuppte. Laut US-Staatsanwälten war Grigoriann Teil einer umfassenden Strategie der russischen Regierung, über US-Influencer Desinformation zu verbreiten und gesellschaftliche Spaltungen zu vertiefen.
Die Ermittlungen ergaben, dass die RT-Mitarbeiter mittels eines Netzwerks von Briefkastenfirmen fast 10 Millionen Dollar an ein namentlich nicht genanntes amerikanisches Medienunternehmen schleusten. Diese Gelder wurden genutzt, um Online-Influencer zu finanzieren, die auf Plattformen wie TikTok, Instagram, X und YouTube Videos veröffentlichten, deren Inhalte "oft mit den Interessen der russischen Regierung übereinstimmen."
Zwei der von der Firma angeworbenen Influencer wurden laut US-Behörden über die tatsächliche Herkunft der Mittel im Unklaren gelassen. Zwar wurde die besagte Medienfirma in den Gerichtsakten nicht namentlich erwähnt, jedoch deuten die Beschreibungen auf das in Tennessee ansässige Medienunternehmen Tenet Media hin, das mehrere rechte Influencer wie Benny Johnson, Dave Rubin und Tim Pool in seinen Reihen hat.
Nach der Veröffentlichung der Anklagen distanzierten sich viele dieser Influencer von Tenet Media und betonten, dass sie von russischen Einflüssen nichts gewusst hätten. "Ich hatte zu keinem Zeitpunkt nicht die volle redaktionelle Kontrolle über meine Sendung," schrieb Pool auf X. Ähnlich äußerte sich auch Rubin und betonte, dass er "absolut nichts von diesen betrügerischen Aktivitäten wusste."
Das US-Justizministerium sieht in diesem aufgedeckten Plan einen Versuch der russischen Regierung, die kommenden Präsidentschaftswahlen zu beeinflussen und die amerikanische Gesellschaft weiter zu spalten. James Lewis, Senior Researcher am Center for Strategic and International Studies, bezeichnete den Plan als Teil einer größeren Strategie, insbesondere weitreichende soziale Medien zu nutzen, um Desinformationen zu streuen.
Brian Liston, Senior Analyst beim Cybersicherheitsunternehmen Recorded Future, hob hervor, dass die Nutzung von unwissenden Personen zur Verbreitung von Propaganda eine bekannte russische Taktik sei. Der Aufstieg der sozialen Medien habe es Russland ermöglicht, gezielt jüngere und politisch engagiertere Zielgruppen anzusprechen.
Die Anklagen beschreiben detailliert, wie die Rekrutierung von Influencern durch RT bereits Ende 2022 begann, wobei die erfundene Figur des Grigoriann als Lockmittel diente. Die Verantwortlichen der beteiligten Medienfirma wussten laut den Ermittlungen jedoch von Beginn an, dass das Geld tatsächlich aus Russland kam.