04. November, 2024

Wirtschaft

Tesla verschiebt Strategiefokus: Aus für Model 2 zugunsten von Robotaxis

Tesla verschiebt Strategiefokus: Aus für Model 2 zugunsten von Robotaxis

In die Welt der Automobilgiganten fließen neue und zugleich unerwartete Entwicklungen vom Elektroautopionier Tesla ein: Die jüngsten Berichte skizzieren ein Bild von signifikanten Kehrtwenden und strategischen Neuausrichtungen innerhalb des Unternehmens. Die Barclays-Analysten äußern sich mit einer Mischung aus Respekt und Skepsis über die neuesten Entscheidungen Teslas, die von außen betrachtet, einem hochriskanten Glücksspiel ähneln.

Das Nachrichtenportal Reuters hatte zuvor berichtet, dass Tesla seine Pläne für ein in großer Stückzahl produziertes Elektrofahrzeug, das als Model 2 bekannt war, zu den Akten legte und stattdessen die Plattform zur Entwicklung eines Robotaxis nutzen würde. Nachdem Elon Musk die Vorwürfe als "Lügen" abtat, kündigte er prompt eine Robotaxi-Präsentation für den 8. August an. Elektromobilitätsmedium Electrek bestätigte dann, dass das Model 2-Projekt tatsächlich "komplett entfinanziert" wurde und vorerst auf Eis liegt, da alle Ressourcen in die Bemühungen um Autonomes Fahren fließen.

Tesla sieht sich außerdem mit der Herausforderung von 14.000 Stellenkürzungen und dem Weggang von Führungskräften konfrontiert, unter anderem die beiden Vizepräsidenten Drew Baglino und Rohan Patel. Ein weiterer Schachzug: Die Halbierung des monatlichen Abonnements für das Premium-Fahrassistenzpaket auf 99 Dollar. Zudem kursieren Berichte, dass die Auslieferungen des Cybertrucks ausgesetzt seien und sein Beschleuniger zur Störungsquelle wurde.

Ohne offizielle Stellungnahme Teslas zu diesen und anderen Reportagen startet Barclays-Analyst Dan Levy eine diskursive Analyse. Für ihn würde der Verzicht auf das Model 2 und die Fokussierung auf speziell für Robotaxis entwickelte Fahrzeuge die Kluft zwischen "rationalen" und "überschwänglichen" Tesla-Enthusiasten weiter vertiefen. Konkret hatten viele "rationale" Investoren auf einen dem iPhone ähnlichen Konsolidierungseffekt im Automobilmarkt gesetzt, von dem Tesla besonders außerhalb Chinas profitieren sollte. Mit dem Model 2 im Rücken erhoffte man sich weitere Marktanteile. Die Robotaxi-Vision wurde hingegen als langfristiger, unsicherer Faktor betrachtet.

Levy betont, dass das Model 2 realistischerweise schon im kommenden Jahr hätte ausgeliefert werden können und somit als greifbares Ziel über die gegenwärtige Flaute im Verkauf von Elektrofahrzeugen hinwegtrösten konnte. Das Fehlen dieser Perspektive lässt Anleger gemäß Levy nur noch auf eine Sammlung von ungewissen Großprojekten blicken, welche die wirtschaftliche Grundlage des Unternehmens strapazieren könnten.

Angesichts eines Rückgangs der Fahrzeugauslieferungen um 20 Prozent im Quartalsvergleich und trotz sinkender Konsensprognosen erwartet Barclays eine entmutigende Vorstellung des Unternehmens für das erste Quartal, eventuell mit dem ersten negativen freien Cashflow seit Q1 2020. Analysen gehen sogar von einem Rückgang der Bruttomarge ohne regulatorische Kredite aus, was ein deutlicher Rückschritt im Vergleich zu den Zahlen nach Markteinführung des Model 3 im Jahr 2017 wäre.

Während Kurseinbrüche rund um Teslas Ergebnisberichte nicht unüblich sind, bleibt der Aktienkurs erstaunlich stabil – möglicherweise eine Folge der Präsenz des Unternehmens als populäres Investmentthema. Die Zukunft des Tesla-Aktienkurses wird nicht zuletzt von den nächsten Quartalszahlen und Musk's weiteren Schachzügen abhängen.