In Portugal herrscht gegenwärtig eine intensive politische Auseinandersetzung, da die Bürgerinnen und Bürger des Landes heute erneut zu vorgezogenen Parlamentswahlen aufgerufen sind. Diese Wahlen sind von besonderer Bedeutung, da sie die Zusammensetzung der 230 Sitze des portugiesischen Parlaments in Lissabon bestimmen werden. Mit rund 10,8 Millionen wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern stellt diese Abstimmung die dritte ihrer Art innerhalb von weniger als zwei Jahren dar, was die anhaltende politische Instabilität im Land verdeutlicht.
Der Anlass für diese Wahl ergibt sich aus einem politischen Umbruch, der im März dieses Jahres seinen Höhepunkt fand. Ministerpräsident Luís Montenegro, Führer der konservativen Minderheitsregierung, wurde aufgrund eines von ihm selbst initiierten Misstrauensvotums abgesetzt. Der Hintergrund dieser einschneidenden politischen Entwicklung waren anstößige intransparente Geschäftspraktiken, die ein Unternehmen im Familienbesitz Montenegros betreffen. Dennoch prognostizieren Umfragen, dass Montenegros politische Partei, die Alianca Democrática (AD), einen deutlichen Stimmenanteil von bis zu 34 Prozent erreichen könnte, was sie möglicherweise zur stärksten Kraft im Parlament avancieren lässt. Eine absolute Mehrheit von 116 Sitzen bleibt jedoch in weiter Ferne.
Auf der anderen Seite steht die sozialistische Partei (PS), die laut Umfragen Verluste erleiden könnte. Die rechtspopulistische Partei Chega scheint mit stabilen 19 Prozent der Stimmen rechnen zu können, während die konservativ-liberale Iniciativa Liberal (IL) möglicherweise zur viertstärksten politischen Kraft im neuen Parlament aufsteigen wird. Sollten sich diese Umfrageergebnisse in den tatsächlichen Wahlergebnissen widerspiegeln, stehen Luís Montenegro anspruchsvolle Verhandlungen zur Bildung einer möglichen Minderheitsregierung bevor, da er eine Zusammenarbeit mit der Partei Chega kategorisch ausschließt.
Die Schließung der Wahllokale erfolgt auf dem Festland um 19.00 Uhr Ortszeit, während auf den Azoren eine zweistündige Verlängerung bis 21.00 Uhr MESZ in Kraft tritt. Unmittelbar nach Schließung der Wahllokale werden erste Prognosen erwartet, die auf Nachwahlbefragungen basieren. Allerdings sind belastbare Hochrechnungen erst im späteren Verlauf der Nacht zu erwarten, was die Spannung hinsichtlich der endgültigen Wahlergebnisse noch entscheidend steigern könnte.