12. Mai, 2024

Wirtschaft

Inflationsaussichten und Jobdaten: Augenmerk auf Wirtschaftsindikatoren

Inflationsaussichten und Jobdaten: Augenmerk auf Wirtschaftsindikatoren

Der Rückgang der Inflationsrate in der Eurozone setzt sich konsequent fort, ein Trend, der seit fast 17 Monaten zu beobachten ist. Auf großes Interesse stoßen nun die kommenden Daten für April, die am Dienstag veröffentlicht werden und Anhaltspunkte für die weitere Preisentwicklung liefern sollen. Experten, die vorab von Reuters befragt wurden, prognostizieren für die Eurozone eine Inflationsrate von unverändert 2,4 Prozent im aktuellen Monat. Überraschungen nach oben könnten das Vertrauen der Märkte in eine baldige Zinssenkung der Europäischen Zentralbank erschüttern – gerade im Kontext der höher als erwarteten US-Inflationsraten, welche bereits zu einer Anpassung der Erwartungen hinsichtlich der Zinspolitik der Federal Reserve geführt haben.

Im Zuge der wirtschaftlichen Belebung zeigen aktuelle Umfragen bei Unternehmen und Verbrauchern, dass die Wirtschaft im Euroraum aus der jüngsten Stagnation herausfindet. Ökonomen erwarten für das erste Quartal ein Wachstum von 0,2 Prozent. Nichtsdestotrotz sieht man entgegen der anziehenden Wirtschaftstätigkeit voraus, dass niedrigere Preise für Flugreisen und Pauschalurlaube, bedingt durch die Lage des Osterfestes im März, die Inflation im Dienstleistungssektor erstmals seit sechs Monaten senken könnten.

Mark Wall von der Deutschen Bank sieht eine Herausforderung für die geplante Zinssenkung der EZB im Juni, sollten die Inflationsindikatoren für Dienstleistungen und andere inländische Preise in April und Mai jeweils Überraschungen von mindestens 0,2 Prozentpunkten oben aufweisen – vorausgesetzt, dass keine klare Quelle inflationsverzerrender Effekte identifiziert werden kann.

In den USA, der größten Volkswirtschaft der Welt, ist die Lage des Arbeitsmarktes von hohem Interesse. Die kommenden Arbeitsmarktdaten, insbesondere die am Freitag veröffentlichten Zahlen zu den neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft, könnten weitere Anhaltspunkte für die Preisentwicklung bieten. Gemäß den Vorhersagen des Bloomberg-Konsens wird von einem Zuwachs von 250.000 Stellen im April ausgegangen, ein Rückgang gegenüber den 303.000 im Vormonat. Die Arbeitslosenquote wird mit 3,8 Prozent unverändert erwartet, ebenso wie das Wachstum der durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,3 Prozent gegenüber dem Vormonat.

Die Finanzmärkte werden angesichts der bedeutenden Rolle der Fed für die weltweite Zinspolitik die Arbeitsmarktdaten einer genaueren Prüfung unterziehen. Bedeuteten noch im Januar die Prognosen bis zu sechs Zinssenkungen für 2024, so deuten die aktuellen Erwartungen nun auf maximal zwei Senkungen bis Dezember dieses Jahres.

Für Ian Lyngen von BMO Capital Markets würden die erwarteten Jobzahlen keine Dringlichkeit für eine Zinssenkung durch die Fed nahelegen, sondern vielmehr den Spielraum für eine weiterhin abwartende Haltung unterstreichen.

Auch die Immobiliendaten aus dem Vereinigten Königreich dürften diese Woche die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, bieten sie doch Hinweise auf das Tempo und den Zeitpunkt möglicher Zinssenkungen der Bank of England. Erwartet werden unter anderem Angaben zu Hypothekengenehmigungen für März und Daten zu durchschnittlichen Hauspreisen. Hier sehen Analysten Anzeichen einer Besserung des Marktes aufgrund gesunkener Kreditkosten seit Mitte 2023.

Die Währung des Landes, das Britische Pfund, hat erst kürzlich durch robuste Wirtschaftsdaten an Stärke gewonnen und somit die Erwartungen für Zinssenkungen der Bank of England gedämpft. Aktuell wird eine Reduzierung der Zinsen im September mit der Möglichkeit einer weiteren Senkung im Verlauf des Jahres 2024 eingepreist.