27. Juli, 2024

Health

Selbstoptimierung: Der heimliche Karriere-Killer

Warum der gesellschaftliche Zwang, immer besser zu werden, unglücklich macht – und wie man eigene Maßstäbe setzt

Selbstoptimierung: Der heimliche Karriere-Killer
Der ständige Zwang zur Selbstoptimierung führt nicht immer zu Glück und Erfolg. Im Gegenteil: Viele Menschen werden unglücklich und gestresst, weil sie den gesellschaftlichen Erwartungen nicht gerecht werden können.

Ein erfolgreicher Aufstieg in der Karriere, gefolgt von einer radikalen Wende: Das ist die Geschichte vieler, die dem gesellschaftlichen Druck zur ständigen Verbesserung nachgeben. Vom begehrten Managerposten hin zur schlichten Berufswahl – dieser Schritt mag für viele unverständlich erscheinen, doch er offenbart tieferliegende Probleme unserer Leistungsgesellschaft.

Der Zwang, sich ständig zu verbessern und erfolgreicher zu sein, ist allgegenwärtig. Unzählige Ratgeber und Coachings predigen, dass nur ständige Selbstoptimierung zu Glück und Erfolg führt.

Eine Studie von zwei britischen Psychologen aus dem Jahr 2022 zeigt, dass der Perfektionismus unter Studenten seit den 1980er-Jahren stetig zugenommen hat, getrieben durch familiäre und gesellschaftliche Erwartungen.

Die Schattenseite des Ehrgeizes

Der Drang zur ständigen Verbesserung kann durchaus erfüllend sein, jedoch haben immer mehr Menschen das Gefühl, nie genug zu sein. Dies führt zu Unzufriedenheit und dem Verlust der Fähigkeit, Erfolge zu genießen. Statt Freude und Stolz über erreichte Ziele zu empfinden, entsteht eine innere Leere und der Wunsch nach noch mehr Anerkennung und Erfolg.

Der unaufhörliche Ehrgeiz kann zu einem Teufelskreis werden, in dem die persönlichen und beruflichen Errungenschaften immer weniger Bedeutung haben, je höher die Erwartungen steigen.

In westlichen Gesellschaften wird Erfolg oft als individuelle Verantwortung betrachtet, was den Druck erhöht, immer perfekt sein zu müssen. Dieser Stress beginnt oft schon mit der Morgenroutine und setzt sich durch den gesamten Tag fort.

Der Druck, bereits am frühen Morgen produktiv zu sein, kann den gesamten Tagesverlauf negativ beeinflussen. Angetrieben durch das ständige Streben nach Perfektion, erleben viele Menschen ein Gefühl der Überforderung und Erschöpfung, das sich auf ihre physische und psychische Gesundheit auswirkt.

Die Vergleichskultur, verstärkt durch soziale Medien, trägt zusätzlich zur Stressbelastung bei. Menschen vergleichen sich nicht nur mit ihrem direkten Umfeld, sondern weltweit, was oft zu einem Gefühl des Abgehängtseins führt.

Für ehrgeizige Menschen, die immer die Besten sein wollen, kann das zum Problem werden. Soziale Medien präsentieren eine idealisierte Version der Realität, in der nur die besten Momente und Erfolge geteilt werden. Dies kann zu einem verzerrten Selbstbild und einem ständigen Gefühl der Unzulänglichkeit führen.

Zusätzlich zu diesen sozialen und psychologischen Aspekten gibt es auch physische Auswirkungen. Chronischer Stress, der durch übermäßigen Ehrgeiz und den Druck, ständig perfekt zu sein, verursacht wird, kann zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.

Schlaflosigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische Störungen wie Depressionen und Angstzustände sind nur einige der möglichen Folgen. Der Körper und Geist sind nicht dafür geschaffen, ständig auf Höchstleistung zu laufen, und der Versuch, dies zu tun, kann langfristig verheerende Auswirkungen haben.

Erfolg nach eigenen Maßstäben

Einige Menschen scheinen gegen diesen gesellschaftlichen Druck immun zu sein. Für sie ist es entscheidend, Erfolg nach ihren eigenen Maßstäben zu definieren. Trotz ihres Ehrgeizes und ihrer Investitionen in die Karriere, entscheiden sie sich, auf den Glamour zu verzichten und in einem Bereich zu arbeiten, der ihnen Sinn gibt.

Diese Menschen erkennen den Wert darin, ihre eigenen Ziele und Wünsche über die gesellschaftlichen Erwartungen zu stellen. Sie finden Erfüllung in der Arbeit, die sie wirklich lieben, und nicht in dem, was gesellschaftlich als erfolgreich angesehen wird.

Für viele mag es befreiend sein, den Anspruch auf ständige Perfektion aufzugeben und zu akzeptieren, dass es in Ordnung ist, nicht immer der Beste zu sein. Die Fähigkeit, den ständigen Optimierungsdruck zu durchbrechen und Erfolg auf eigene Weise zu definieren, kann der Schlüssel zu einem erfüllten Leben sein.

Diese Menschen haben gelernt, ihre eigene Zufriedenheit und ihr Wohlbefinden über äußeren Erfolg zu stellen. Sie investieren in ihre persönlichen Beziehungen, in ihre Hobbys und in ihre Gesundheit, was ihnen hilft, ein ausgewogenes und erfülltes Leben zu führen.

Die Entscheidung, sich von den gesellschaftlichen Erwartungen zu lösen und Erfolg nach eigenen Maßstäben zu definieren, erfordert Mut und Selbstreflexion. Es bedeutet, sich selbst gut genug zu kennen, um zu wissen, was einen wirklich glücklich macht, und die Disziplin zu haben, diesem Weg treu zu bleiben. Diese Menschen setzen sich Ziele, die auf ihren eigenen Werten und Prioritäten basieren, und finden Freude und Erfüllung in der Verfolgung dieser Ziele.

Letztlich zeigt sich, dass wahrer Erfolg nicht in der ständigen Jagd nach äußerer Anerkennung liegt, sondern in der Fähigkeit, mit sich selbst zufrieden zu sein und ein Leben zu führen, das im Einklang mit den eigenen Überzeugungen und Werten steht. Die Freiheit, den eigenen Weg zu gehen und den Druck der Perfektion hinter sich zu lassen, kann das Tor zu einem erfüllten und glücklichen Leben öffnen.