Nach einem starken Vortag musste der Dax im frühen Handel des Freitags wieder leichte Verluste hinnehmen. Verantwortlich hierfür waren Gewinnmitnahmen bei US-Technologiewerten, welche die Anleger auch auf dem deutschen Markt verhaltener agieren ließen. Der Leitindex verlor nach einer Handelsstunde 0,13 Prozent und stand bei 18 231,13 Punkten. Trotz dieses Rückschlags steuert der Dax auf ein Wochenplus von 1,3 Prozent zu, nachdem er in den vergangenen Tagen ein kleines Polster zur 18 000-Punkte-Marke aufgebaut hatte.
Der große Verfall an den Terminbörsen an diesem Freitag, der traditionell für erhöhte Schwankungen sorgen könnte, zeigte zunächst noch keine signifikanten Auswirkungen. Börsenbrief-Autor Hans Bernecker erwartet allerdings im weiteren Verlauf des Tages "Volatilität und Verzerrungen mit begrenzter Aussagekraft".
Auch der MDax, der die mittelgroßen Werte abbildet, verzeichnete zu Wochenschluss Verluste und sank um 0,71 Prozent auf 25 532,24 Punkte. Bemerkenswert ist auch der SDax, den es an diesem Freitag seit genau 25 Jahren gibt. Er notierte mit einem Minus von 0,1 Prozent und hat sich in seiner Existenzzeit mehr als verfünffacht, steht damit jedoch besser als der Dax, aber schlechter als der MDax da.
Die US-Technologiewerte, die am Vortag noch neue Höchststände bei den Indizes S&P 500 und Nasdaq 100 erreicht hatten, gaben anschließend nach. "Die darauffolgenden Rückgänge scheinen auf nichts Bedeutsameres hinzudeuten, als dass die Anleger einen Teil ihrer Gewinne realisieren wollten", so Aktienanalystin Sophie Lund-Yates von Hargreaves Lansdown. Nvidia verlor den erst am Dienstag errungenen Titel des teuersten Unternehmens der Welt wieder an Microsoft.
Auf Unternehmensseite bleibt es dagegen ruhig. Auffallend war am Freitag die Rheinmetall-Aktie, die an der Dax-Spitze um 2,7 Prozent zulegte. Die Anlegerstimmung hier bleibt positiv, nachdem das Unternehmen den größten Auftrag der Firmengeschichte vermeldet hatte. Auch die Evotec-Aktien stiegen um 1,2 Prozent, angetrieben von Übernahmespekulationen, die sie am Donnerstag von ihrem Tief seit 2017 absetzten.
Im Stahlsektor herrschte hingegen schlechte Stimmung. Verluste von bis zu 4,3 Prozent bei Thyssenkrupp und Salzgitter dokumentierten dies. Die Papiere der beiden Stahlkonzerne brachen ihre jüngste Erholung ab, nachdem Alain Gabriel von der US-Bank Morgan Stanley seine Kursziele gesenkt hatte. Obwohl die Stahlpreise in Europa möglicherweise ihren Tiefpunkt erreicht haben, fehlt es den Kunden scheinbar am Willen, ihre Läger wieder aufzufüllen.
Auch im Chipbereich gab es Verluste, im Einklang mit den US-Gewinnmitnahmen. Infineon und der Branchen-Ausrüster Aixtron sanken jeweils um 2,6 Prozent. Bei Aixtron verwiesen Händler als zusätzliche Belastung auf einen Bericht, dass sich der geplante Bau eines deutschen Werkes durch den US-Chipkonzern Wolfspeed verzögere.
Die Kion-Aktien verzeichneten besonders starke Verluste und sanken als MDax-Schlusslicht um 8,1 Prozent auf das niedrigste Niveau seit Mitte Januar. Der Wettbewerber Jungheinrich schloss sich mit einem Abschlag von 2,3 Prozent an. Die Schweizer Großbank UBS äußerte sich zurückhaltend zur Auftragsentwicklung beider Unternehmen.
Nach Börsenschluss erfolgt die Umsetzung der jüngst beschlossenen Index-Umbesetzungen im MDax und SDax. Varta musste den SDax bereits verlassen, nachdem der strauchelnde Batteriekonzern sein Umsatzziel wegen anhaltend schwacher Nachfrage gesenkt hatte. Der Kursverlust fiel zeitweise prozentual zweistellig aus, relativierte sich zuletzt jedoch auf ein Minus von 3,6 Prozent.