Boeing steckt in einer tiefen Krise, nachdem zum ersten Mal seit 16 Jahren die Tarifverhandlungen mit der International Association of Machinists (IAM) gescheitert sind und in einen Streik übergegangen sind. Der Auslöser: eine massive Forderung der Gewerkschaft nach einer Lohnerhöhung von 40 % über drei Jahre, während Boeing nur 25 % über vier Jahre anbot.
Nun sind die Produktionslinien von Boeing in Washington für die Modelle 737, 767 und 777 seit zwei Wochen lahmgelegt. Laut Expertenmeinungen verliert Boeing dadurch täglich zwischen 100 und 150 Millionen Dollar, so Yahoo! Finance.
Boeing reagierte überrascht auf die Ablehnung ihres Angebots durch die IAM, zumal die Gewerkschaftsführung den Mitgliedern noch die Annahme des 25 %-Angebots empfohlen hatte. Dennoch stimmten 94,6 % der Mitglieder dagegen. Nach dieser unerwarteten Wende kehrte Boeing diesen Montag an den Verhandlungstisch zurück und legte ein „bestes und endgültiges Angebot“ vor: eine Lohnerhöhung von 30 % über vier Jahre sowie eine sofortige Erhöhung um 12 % und weitere 6 % Erhöhungen in den Folgejahren. Zusätzliche Anreize umfassen eine einmalige Ratifizierungsprämie in Höhe von 6.000 Dollar und Leistungsprämien.
Doch die Gewerkschaft wies dieses Angebot entschieden zurück und kritisierte Boeing wegen mangelnder Einbeziehung der Gewerkschaft in den Entscheidungsprozess. Sofort kochten die Emotionen hoch, und die Bereitschaft der Gewerkschaft, Boeings Angebot anzunehmen, nahm ab. Obwohl Boeing zunächst eine Frist bis Freitag gesetzt hatte, wurde diese später zurückgezogen, um den Verhandlungen mehr Zeit einzuräumen.
Boeings widersprüchliches Verhalten—zuerst die Erhöhung des Angebots, dann die Behauptung, es sei endgültig, und schließlich die Rücknahme der Frist—lässt das Unternehmen nun verzweifelt erscheinen und stärkt die Verhandlungsposition der Gewerkschaft.
Was bedeutet das für Boeing? Sollten die täglichen Verluste tatsächlich zwischen 100 und 150 Millionen Dollar liegen, könnten die monatlichen Verluste bei 3 bis 4,5 Milliarden Dollar liegen. Diese Verluste könnten sich schnell summieren und Boeings finanzielle Lage weiter verschärfen, insbesondere da das Unternehmen hofft, 2025 erstmals seit der Pandemie wieder Gewinne zu erzielen.
Analysten erwarten, dass die Gewinne von Boeing durch steigende Arbeitskosten stark beeinträchtigt werden, besonders wenn andere Arbeitsgruppen ähnliche Lohnerhöhungen fordern wie die IAM. Eine solche Entwicklung könnte die prognostizierten Gewinne von Boeing deutlich schmälern. Dennoch bleibt Boeing langfristig profitabel, allerdings mit erheblich niedrigeren Margen als erwartet.
Kurz gesagt, bevor Anleger Aktien von Boeing erwerben, sollten sie ernsthaft über die kurzfristigen finanziellen Herausforderungen des Unternehmens nachdenken.