11. Juli, 2025

Quartalszahlen

Wie Foxconn vom globalen KI-Rausch profitiert

Getrieben vom weltweiten Hype um Künstliche Intelligenz meldet der Apple-Zulieferer Foxconn einen historischen Umsatzsprung. Hinter dem Erfolg steht ein leise tobender Wettlauf um die Kontrolle der Dateninfrastruktur.

Wie Foxconn vom globalen KI-Rausch profitiert
Foxconn meldet 52 Milliarden Euro Umsatz – das stärkste Quartalsergebnis der Unternehmensgeschichte, getragen von KI-Hardware.

Als Morris Chang im Frühjahr zu Besuch in Taipeh war, hörte man ihn auf einem Empfang sagen: „Wir liefern nicht nur die Chips. Wir liefern die Zukunft.“ Dass er damit nicht nur seinen eigenen Konzern TSMC, sondern auch Foxconn meinte, wurde an diesem Wochenende überdeutlich.

Quelle: Eulerpool

Der Auftragsfertiger, in Deutschland vor allem als iPhone-Schrauber bekannt, meldete für das zweite Quartal einen Rekordumsatz – getrieben nicht von Handys, sondern von Hardware für künstliche Intelligenz.

16 Prozent Plus – und der neue Treiber heißt nicht mehr Apple

Mit fast 1,8 Billionen Taiwan-Dollar (52 Milliarden Euro) hat der weltweit größte Elektronikfertiger ein Quartal hingelegt, das Investoren aufhorchen lässt.

Ein sattes Umsatzplus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – das gab es seit dem pandemiebedingten Digitalisierungsschub nicht mehr. Entscheidend: Diesmal liegt der Fokus nicht auf Smartphones oder Unterhaltungselektronik, sondern auf Cloud- und Rechenzentrumsinfrastruktur.

Quelle: Eulerpool

Foxconn fertigt zunehmend Systeme für große Cloudanbieter und Rechenzentrumsbetreiber – darunter auch Komponenten, in denen KI-Chips von Nvidia zum Einsatz kommen.

Die Nachfrage ist explosionsartig gestiegen. Allein Nvidia lieferte zuletzt Chips für mehr als 13 Milliarden US-Dollar aus – viele davon in Hardware, die bei Foxconn vom Band läuft.

16 Prozent Umsatzwachstum in nur drei Monaten – das gab es zuletzt im Corona-Digitalisierungsschub.

Apple im Schatten, Nvidia im Rampenlicht

Apple ist weiterhin wichtig – keine Frage. Foxconn bleibt der Hauptfertigungspartner für das iPhone. Doch in der Prioritätenliste des Konzerns hat sich etwas verschoben. Während die Smartphone-Absätze weltweit stagnieren, schießt die Nachfrage nach KI-Systemen durch die Decke.

Foxconn liefert inzwischen Serverracks, Netzwerktechnik und ganze Rechenzentren am Fließband – für Nvidia, für Amazon, Google und Alibaba.

Für Foxconn ist das mehr als nur ein Zusatzgeschäft: Es ist die strategische Neupositionierung in einem Markt, der laut McKinsey bis 2030 auf über 800 Milliarden Dollar wachsen soll. Der Konzern hat seine Produktionslinien entsprechend umgebaut – weg vom Massenprodukt, hin zur Spezialfertigung.

Ein Boom, der die globale Lieferkette umbaut

Das ist auch politisch bemerkenswert: Während China und die USA um technologische Vorherrschaft ringen, steigen taiwanesische Unternehmen zur Schlüsselindustrie auf.

Foxconn profitiert doppelt – als verlässlicher Zulieferer westlicher Konzerne und als eigenständiger Innovationsstandort. Schon heute lässt sich ein großer Teil der globalen KI-Infrastruktur auf Produkte aus Taiwan zurückführen.

Foxconn investiert daher kräftig in neue Standorte: in Vietnam, in Mexiko und zuletzt auch in Indien. Der Konzern will nicht nur in geopolitisch sicherere Regionen ausweichen, sondern auch näher an die Kunden heranrücken.

Während Europa über KI-Regulierung diskutiert, macht Foxconn bereits Milliarden mit deren physischer Infrastruktur.

Dass der Konzern diese Expansion stemmen kann, liegt auch an seiner beeindruckenden Bilanz: Die operative Marge lag zuletzt bei über 7 Prozent – in einem Geschäft, das traditionell als margenschwach gilt.

Was bleibt: Der nächste Zyklus hat begonnen

Für Investoren bedeutet das: Foxconn ist längst nicht mehr nur ein Hersteller, sondern ein Frühindikator.

Wo Foxconn investiert, steigt meist die Nachfrage. Und die liegt aktuell in der Infrastruktur hinter dem KI-Hype – Chips, Kühlsysteme, Serverarchitekturen. Ob der Hype hält, weiß niemand. Dass die Budgets dafür im Moment großzügig sprudeln, ist jedoch Fakt.

Während viele Unternehmen auf Software-Startups oder neue Chatbots setzen, zeigt Foxconn, wo das Geld wirklich verdient wird: in Blech, Glasfaser und Hochspannungstechnik. Der KI-Traum braucht schließlich ein Zuhause – und das wird derzeit in Taipeh zusammengeschraubt.

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