Als Morris Chang im Frühjahr zu Besuch in Taipeh war, hörte man ihn auf einem Empfang sagen: „Wir liefern nicht nur die Chips. Wir liefern die Zukunft.“ Dass er damit nicht nur seinen eigenen Konzern TSMC, sondern auch Foxconn meinte, wurde an diesem Wochenende überdeutlich.
Der Auftragsfertiger, in Deutschland vor allem als iPhone-Schrauber bekannt, meldete für das zweite Quartal einen Rekordumsatz – getrieben nicht von Handys, sondern von Hardware für künstliche Intelligenz.
16 Prozent Plus – und der neue Treiber heißt nicht mehr Apple
Mit fast 1,8 Billionen Taiwan-Dollar (52 Milliarden Euro) hat der weltweit größte Elektronikfertiger ein Quartal hingelegt, das Investoren aufhorchen lässt.
Ein sattes Umsatzplus von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – das gab es seit dem pandemiebedingten Digitalisierungsschub nicht mehr. Entscheidend: Diesmal liegt der Fokus nicht auf Smartphones oder Unterhaltungselektronik, sondern auf Cloud- und Rechenzentrumsinfrastruktur.
Foxconn fertigt zunehmend Systeme für große Cloudanbieter und Rechenzentrumsbetreiber – darunter auch Komponenten, in denen KI-Chips von Nvidia zum Einsatz kommen.
Die Nachfrage ist explosionsartig gestiegen. Allein Nvidia lieferte zuletzt Chips für mehr als 13 Milliarden US-Dollar aus – viele davon in Hardware, die bei Foxconn vom Band läuft.

Apple im Schatten, Nvidia im Rampenlicht
Apple ist weiterhin wichtig – keine Frage. Foxconn bleibt der Hauptfertigungspartner für das iPhone. Doch in der Prioritätenliste des Konzerns hat sich etwas verschoben. Während die Smartphone-Absätze weltweit stagnieren, schießt die Nachfrage nach KI-Systemen durch die Decke.
Foxconn liefert inzwischen Serverracks, Netzwerktechnik und ganze Rechenzentren am Fließband – für Nvidia, für Amazon, Google und Alibaba.
Für Foxconn ist das mehr als nur ein Zusatzgeschäft: Es ist die strategische Neupositionierung in einem Markt, der laut McKinsey bis 2030 auf über 800 Milliarden Dollar wachsen soll. Der Konzern hat seine Produktionslinien entsprechend umgebaut – weg vom Massenprodukt, hin zur Spezialfertigung.
Ein Boom, der die globale Lieferkette umbaut
Das ist auch politisch bemerkenswert: Während China und die USA um technologische Vorherrschaft ringen, steigen taiwanesische Unternehmen zur Schlüsselindustrie auf.
Foxconn profitiert doppelt – als verlässlicher Zulieferer westlicher Konzerne und als eigenständiger Innovationsstandort. Schon heute lässt sich ein großer Teil der globalen KI-Infrastruktur auf Produkte aus Taiwan zurückführen.
Foxconn investiert daher kräftig in neue Standorte: in Vietnam, in Mexiko und zuletzt auch in Indien. Der Konzern will nicht nur in geopolitisch sicherere Regionen ausweichen, sondern auch näher an die Kunden heranrücken.

Dass der Konzern diese Expansion stemmen kann, liegt auch an seiner beeindruckenden Bilanz: Die operative Marge lag zuletzt bei über 7 Prozent – in einem Geschäft, das traditionell als margenschwach gilt.
Was bleibt: Der nächste Zyklus hat begonnen
Für Investoren bedeutet das: Foxconn ist längst nicht mehr nur ein Hersteller, sondern ein Frühindikator.
Wo Foxconn investiert, steigt meist die Nachfrage. Und die liegt aktuell in der Infrastruktur hinter dem KI-Hype – Chips, Kühlsysteme, Serverarchitekturen. Ob der Hype hält, weiß niemand. Dass die Budgets dafür im Moment großzügig sprudeln, ist jedoch Fakt.
Während viele Unternehmen auf Software-Startups oder neue Chatbots setzen, zeigt Foxconn, wo das Geld wirklich verdient wird: in Blech, Glasfaser und Hochspannungstechnik. Der KI-Traum braucht schließlich ein Zuhause – und das wird derzeit in Taipeh zusammengeschraubt.
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