15. Mai, 2024

Wirtschaft

Versicherungskosten explodieren: Amerikanische Hausbesitzer in der Klemme

Versicherungskosten explodieren: Amerikanische Hausbesitzer in der Klemme

Die Immobilienkrise in den Vereinigten Staaten hat ihren nächsten Gipfel erreicht: Hausbesitzer stehen vor einer erdrückenden Welle von Versicherungsprämien. Aktuelle Untersuchungen verzeichnen einen Anstieg der Kosten für Wohngebäudeversicherungen in den USA um beachtliche 23 Prozent zwischen Januar 2023 und Februar 2024, während sich gleichzeitig der Versicherungsschutz in vielen Gegenden reduziert. Besonders betroffen ist Louisiana, wo die Prämien im Angesicht von Hurrikanrisiken um massive 63 Prozent in die Höhe geschnellt sind. Einige Bundesstaaten, allen voran Florida, drohen gar unversicherbar zu werden, da Versicherungsanbieter sich komplett aus dem Markt zurückziehen.

Dieser Zustand wird offensichtlich durch die Folgen des Klimawandels angetrieben, welche das Risiko für Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Brände, Stürme und Tornados merklich steigern. Es spielen jedoch auch weitere Faktoren eine Rolle: die schleppende Einführung von Risikominderungstechnologien, das Versäumnis von Versicherern, Banken und staatlichen Stellen, gemeinsame Ansätze zur Kostenverteilung zu entwickeln, sowie die erhebliche Intransparenz auf dem Markt – zumindest aus Verbrauchersicht.

Persönliche Erfahrungen zeigen das Dilemma auf. So wurde einem Hausbesitzer in Brooklyn mitgeteilt, dass die jährliche Prämie für sein Steingebäude innerhalb von drei Jahren um 51 Prozent steigen soll, nachdem die geschätzten Wiederherstellungskosten im Falle eines Totalschadens durch Feuer oder Hurrikan mehr als verdoppelt wurden. Selbst wenn das Risiko für eine derartige Katastrophe gering erscheint, stehen die Versicherten vor enormen Kosten, die in einem krassen Missverhältnis zum Marktwert des Hauses stehen und damit nicht tragbar sind.

Beim Durchforsten des Marktes stieß man auf einen zutiefst gespaltenen und ineffizienten Versicherungsmarkt, der keine Deckung zum Marktwert des Eigenheims bot und gleichzeitig auch keine Auszahlung dieses Wertes im Totalverlustfall zusicherte. Die Wahlmöglichkeiten reduzierten sich auf Luxusanbieter mit überteuerten, übermäßigen Deckungen oder Budget-Policen, bei denen nur ein Drittel der Kosten für ein vergleichbares Zuhause im Schadensfall erstattet würde – und auch das nur, wenn am gleichen Standort neu gebaut wird. Im Wesentlichen bedeutete das, bei einem Totalschaden nur den Grundstückswert erstattet zu bekommen, was kaum als ideale Lösung betrachtet werden kann.

Diese Verzerrungen im amerikanischen Versicherungsmarkt sorgen für Frustration, insbesondere wenn bei vergleichbaren Immobilien signifikante Preisunterschiede für Versicherungen sichtbar werden. Versicherungsmakler stehen dem ebenso ratlos gegenüber und verweisen auf die zurückhaltende Rolle von Staatsregulierern, die befürchten, dass zu stringentes Vorgehen gegen Versicherungsunternehmen den Markt kollabieren lassen könnte, vergleichbar mit der Situation in Florida.

Für auserlesene Anbieter wie Lloyd's of London, das älteste Versicherungsmarktplatz der Welt, hat der Versicherungsmarkt, insbesondere in küstennahen US-Regionen, einen kritischen Punkt erreicht. Laut dem Geschäftsführer, John Neal, werden Hochtechnologie-Fluterkennungssysteme zwar langsam verfügbar, sind aber noch weit von einer breiten Adoption entfernt. Er weist darauf hin, dass Banken, Versicherungen, Regulierungsbehörden und Regierungen bisher keine gemeinsame Strategie zur Risikoteilung entwickelt haben.

In Anbetracht der steigenden Kosten für Versicherungsprämien ist ein Wandel unabdingbar. Innovativere und effizientere Versicherer könnten eine Marktlücke füllen; gleichzeitig könnten Küstenstaaten, unterstützt von Rückversicherern, die Risiken für Wohnhäuser durch den Bau von Flutwällen und verbesserten Dränagesystemen in gefährdeten Gebieten senken – bezahlt durch höhere Steuern.

Bis sich die Lage ändert, müssen Eigenheimbesitzer mit exorbitanten Prämien oder hohen potenziellen Verlusten leben.