Selbst schuld, wer vergisst: Die stille Revolution beim Rundfunkbeitrag
Wer seinen Rundfunkbeitrag per Überweisung begleicht, bekommt künftig keine Erinnerung mehr. Was nach einer harmlosen Verwaltungsreform klingt, hat weitreichende Konsequenzen – vor allem für Millionen ältere oder digital weniger affine Haushalte.
Der Beitragsservice – zuständig für den Einzug der 18,36 Euro pro Monat – stellt die Kommunikation mit Überweisungszahlern vollständig um. Statt wie bisher zu jedem Zahlungstermin eine schriftliche Aufforderung zu schicken, gibt es künftig genau einen Brief – mit allen Zahlungsterminen für das gesamte Jahr.
Ein Brief für alles – mit Dauerwirkung
Dieses Schreiben, die sogenannte Einmalzahlungsaufforderung, ersetzt sämtliche bisherigen Erinnerungsschreiben. In ihr stehen alle relevanten Überweisungstermine: in der Regel der 15. Februar, 15. Mai, 15. August und 15. November.
Doch Vorsicht: Wer das Schreiben verlegt, muss die Termine selbst kennen – und einhalten. Der Beitragsservice versendet keine Mahnungen mehr im Voraus, sondern nur noch dann, wenn der Beitrag zu spät oder gar nicht eingeht. Wer also eine Frist verpasst, riskiert Mahngebühren – und schlimmstenfalls sogar Vollstreckungsmaßnahmen.

Verbraucherschützer schlagen Alarm
Die Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern warnt bereits: Die Umstellung birgt Risiken, vor allem für jene, die sich nicht aktiv mit dem System beschäftigen. Der Rat: Schreiben gut aufbewahren, Dauerauftrag einrichten oder auf das SEPA-Lastschriftverfahren umsteigen.
Letzteres sei „noch bequemer“, da der Beitrag automatisch eingezogen werde – allerdings auch dann, wenn es auf dem Konto eng wird.
Ein Verwaltungsakt – oder ein stiller Schubser Richtung Lastschrift?
Kritiker sehen in der Änderung mehr als nur einen „Vereinfachungsschritt“: Wer keine Erinnerung mehr erhält, könnte gezwungen sein, auf Lastschrift umzustellen – was für den Beitragsservice die kostengünstigste und effizienteste Variante ist.
Denn Mahnverfahren sind teuer – und werfen regelmäßig unangenehmes Licht auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der ohnehin zunehmend unter Druck steht.
Rundfunkbeitrag sinkt, Aufwand steigt
Bemerkenswert ist der Zeitpunkt der Umstellung: Die Einnahmen aus dem Rundfunkbeitrag sind 2024 auf 8,7 Milliarden Euro gesunken – ein Rückgang, der auch mit Umzügen, Befreiungen und steigender Zahlungsunwilligkeit zu tun hat.
Das neue System scheint daher nicht nur ein Schritt zu mehr Effizienz, sondern auch zu mehr Eigenverantwortung – mit allen Konsequenzen.
Nicht alle zahlen gleich
Wer bereits im Lastschriftverfahren ist, bemerkt von der Reform nichts. Wer jedoch auf Überweisung setzt, muss sich selbst organisieren. Und wer dabei Fehler macht, wird sanktioniert – ohne Vorwarnung.
Besonders hart könnte das Rentner, Menschen mit kognitiven Einschränkungen oder Vielumzieher treffen. Für sie wird der monatliche Beitrag nicht nur zur finanziellen, sondern zur organisatorischen Belastung.
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