11. Juli, 2025

Politik

Pistorius krempelt um – und sorgt für neue Unruhe im Verteidigungsministerium

Mitten in der Haushaltsdebatte stellt Verteidigungsminister Boris Pistorius die Machtverhältnisse in seinem Haus neu auf. Das neue Organigramm offenbart nicht nur Strukturveränderungen, sondern auch Machtspiele, die intern längst für Spannungen sorgen.

Pistorius krempelt um – und sorgt für neue Unruhe im Verteidigungsministerium
Die neue Hauptabteilung „Aufwuchs“ bündelt Personal- und Infrastrukturfragen – ein Schritt, der nicht nur mehr Zentralisierung, sondern auch höhere Besoldung für Führungskräfte bedeutet.

Umbau mit Signalwirkung

Boris Pistorius hat keine Zeit zu verlieren. Während der Bundestag über den Haushalt diskutiert, schiebt der Verteidigungsminister eine tiefgreifende Reform seines Hauses an – weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit, aber nicht ohne Wirkung.

Ein neues Organigramm, das intern längst für Gesprächsstoff sorgt, offenbart, wie Pistorius sein Ressort künftig steuern will: zentraler, straffer, loyaler.

Neue Hauptabteilung, mehr Gehalt, mehr Einfluss

Kern der Reform ist eine neue Hauptabteilung mit dem wenig griffigen Namen „Aufwuchs“. Was technokratisch klingt, hat es in sich: Die bisher getrennten Abteilungen für Personal und Infrastruktur sollen darin zusammengelegt werden.

Pikant dabei: Die Leitung dieser neuen Einheit wird nicht wie üblich mit Besoldungsgruppe B9 vergütet, sondern mit B10 – ein Aufstieg, der rund 2.300 Euro mehr Grundgehalt im Monat bedeutet.

Im Gespräch für die Leitung ist Alexander Götz, bisher Chef der Infrastrukturabteilung. Ein erfahrener Mann mit Ambitionen, dem in Berlin nicht zum ersten Mal eine Beförderung nachgesagt wird.

Dass er nun zum Hauptabteilungsleiter aufsteigen könnte, wird in Fachkreisen als strategischer Zug des Ministers gewertet: Pistorius baut seine Führungsriege gezielt mit Leuten aus, die ihm nahestehen.

Die neue Abteilung „Zentrales“ erweitert die Führungsebene des Ministeriums und sorgt intern für Kritik: Fachreferate befürchten eine Schwächung ihrer Rolle in der operativen Planung.

Ein „Zentrales“ fürs Ministerium

Doch der Umbau geht noch weiter. Eine zusätzliche Abteilung namens „Zentrales“ soll künftig das Organisations- und Personalmanagement bündeln.

Aus dem Ministerium heißt es, das sei notwendig, um Strukturen zu vereinfachen und Entscheidungsprozesse zu beschleunigen. Intern sehen viele darin vor allem eins: eine neue Steuerungsebene, die vor allem den Zugriff der Hausspitze auf wichtige Themenfelder erhöht.

Ein langjähriger Beamter bringt es auf den Punkt:

„Das ist kein technischer Umbau. Das ist ein Machtumbau.“

Kritik aus den eigenen Reihen

Die Reaktion im Haus ist gespalten. Während einige die Neustrukturierung als überfällig begrüßen, wächst bei anderen das Unbehagen. Der Vorwurf: Pistorius schaffe eine neue Eliteebene im Ministerium und schwäche zugleich die klassischen Fachabteilungen. Die ohnehin schon große Distanz zwischen der Hausleitung und den nachgeordneten Bereichen könnte damit weiter wachsen.

Besonders brisant: Die Reformpläne folgen auf eine Personalentscheidung, die noch immer nachhallt. Vor wenigen Tagen hatte Pistorius zwei Generäle in den Ruhestand versetzt – darunter den geschätzten Heeresinspekteur Alfons Mais. In der Truppe wurde das als Affront empfunden.

Misstrauen statt Modernisierung?

Offiziell heißt es aus dem Verteidigungsministerium, der Umbau sei Teil eines umfassenden Modernisierungsprozesses. Inoffiziell ist längst klar: Es geht um mehr als nur um eine neue Struktur. Pistorius will Kontrolle, und zwar direkt aus der Ministerebene heraus. Für die Beamten und Soldaten im Apparat bedeutet das: weniger eigene Spielräume, mehr Durchgriffsrechte der Hausleitung.

Ein Offizier formuliert es so: „Wer künftig noch Einfluss haben will, muss sehr nah an Pistorius sein.“

Die Koalition hält still – noch

In der Ampel-Koalition hält man sich mit Kritik bislang zurück. Die SPD lobt Pistorius für seine „klare Linie“, aus dem Kanzleramt kommt Unterstützung für den „Reformwillen“. Doch aus den Reihen der Grünen und FDP ist hinter vorgehaltener Hand Skepsis zu hören. Die Angst: Pistorius überzieht, verliert das Vertrauen seiner Belegschaft – und gefährdet am Ende die Umsetzungsfähigkeit seines Ministeriums.

Ein Minister auf Risiko

Pistorius spielt auf Zeit, aber auch mit dem Feuer. Sein Umbau mag auf dem Papier effizient wirken – in der Realität ist er ein Drahtseilakt. Denn ohne Rückhalt im eigenen Haus sind Reformen schnell nur Pläne auf Papier.

Die Bundeswehr hat keine Zeit zu verlieren. Und ein Minister, der auf Loyalität setzt, muss auch liefern – in der Sache, nicht nur auf dem Organigramm.

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