22. Oktober, 2024

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Kreuzfahrtunternehmen im Gegenwind: NABU kritisiert Klimaziele

Kreuzfahrtunternehmen im Gegenwind: NABU kritisiert Klimaziele

Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) hat die Klimaziele mehrerer Kreuzfahrtunternehmen als unzureichend kritisiert. NABU-Verkehrsreferent Sönke Diesener betonte, dass selbst gesetzte Zielvorgaben dieser Branche hinter den offiziellen Klimazielen der Bundesrepublik zurückbleiben. Er bezeichnete dies als unverantwortlich und erklärte, dass von insgesamt 14 befragten Unternehmen lediglich acht das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 anstreben. 'Das ist weder akzeptabel noch vermittelbar – insbesondere für eine Freizeitaktivität', fügte Diesener hinzu. Zwei Unternehmen beantworteten die Umfrage des NABU nicht.

Die Bundesregierung hat bereits das Ziel gesetzt, in Deutschland bis 2045 Treibhausgasneutralität zu erreichen. In der NABU-Befragung wurden die Unternehmen auch zu Maßnahmen im Bereich Umwelt- und Klimaschutz, dem Einsatz von Schwerölen, der Nutzung von Landstrom sowie Technologien zur Reduktion von Rußpartikeln und Stickoxiden befragt. Anhand der Antworten erstellte der NABU eine Rangliste: An der Spitze stehen die norwegischen Anbieter Hurtigruten, Havila und Hurtigruten Expeditions. Diese Unternehmen profitieren von günstiger Landstromversorgung aus Wasserkraft und strengeren Umweltregeln in Norwegen. Aus Deutschland schnitt Mein Schiff am besten ab, gefolgt von Aida Cruises und Hapag-Lloyd Cruises. Carnival landete auf dem vorletzten Platz und Marella bildet das Schlusslicht.

Der für die Kreuzfahrtindustrie zuständige Branchenverband CLIA verteidigte die Klimaziele und hob hervor, dass sie im Einklang mit der Treibhausgasstrategie der Internationalen Seeschifffahrtsorganisation (IMO) stehen. Der Verband wies zudem darauf hin, dass die breite Verfügbarkeit erneuerbarer Energieträger eine große Herausforderung darstelle. CLIA forderte die Politik auf, die Produktion erneuerbarer Kraftstoffe deutlich zu steigern und auch Landstrom verstärkt verfügbar zu machen. Derzeit verfüge die Hälfte der CLIA-Flotte über Landstromanschlüsse, und diese Zahl werde in Zukunft weiter steigen.

Malte Siegert, Vorsitzender des NABU Hamburg, erklärte, dass in den Städten Hamburg, Kiel und Rostock Landstrom für Kreuzfahrtschiffe schon zur Verfügung stehe. Er rief die Reedereien auf, diese Anlagen zu nutzen, und forderte andernfalls eine Landstrompflicht, um städtische Anwohner vor Abgasen zu schützen. In Bremerhaven soll eine erste Landstromanlage erst 2025 in Betrieb gehen.

Die derzeitige Nutzung von Landstrom bleibt allerdings begrenzt. In Deutschland sind die Kosten für Landstrom verhältnismäßig hoch, und nicht alle Schiffe sind technisch in der Lage, Landstrom zu beziehen. In Hamburg fließt beispielsweise seit 2017 Landstrom am Terminal in Altona, und seit April dieses Jahres auch am Terminal in Steinwerder. Am im Bau befindlichen Cruise Center Hafencity ist ebenfalls eine Landstromanlage vorgesehen. Im laufenden Jahr sind in Hamburg 270 Schiffsanläufe geplant, wobei bei der Hälfte dieser Anläufe die Schiffe Landstrom nutzen sollen. In den vergangenen Jahren wurde Landstrom allerdings weitaus weniger genutzt.