Wachstum in der Flaute
Während viele Handelsketten über Umsatzrückgänge klagen, liefert Hornbach ein solides Ergebnis: Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2024/25 kletterte der Umsatz um 0,6 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (Ebit) legte um fast zwölf Prozent auf 252,7 Millionen Euro zu. Für ein Unternehmen, das stark vom Konsumklima abhängt, ist das bemerkenswert.
Getrieben wurde das Plus vor allem von der Kernmarke: Die Hornbach-Baumärkte setzten mit 5,8 Milliarden Euro rund 1,2 Prozent mehr um als im Vorjahr – ein Signal dafür, dass DIY-Projekte, energetische Sanierungen und Gartenbau weiterhin stabile Pfeiler des Geschäfts bleiben.
Frühlingserwachen – aber mit Dämpfer
Trotz dieses soliden Jahresabschlusses zeigt sich Konzernchef Albrecht Hornbach bei der Prognose für das laufende Geschäftsjahr auffällig zurückhaltend. Zwar sei das Frühjahr „erfolgreich“ angelaufen, doch die Unsicherheiten überwögen.
„Es ist bisher nicht absehbar, welche Auswirkungen die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Europa und weltweit konkret auf uns, unsere Lieferketten und die Konsum- und Investitionslaune unserer Kunden haben werden.“
Was der Vorstandschef damit anspricht: Lieferkettenrisiken, Ukrainekrieg, hohe Zinsen, schwächelnde Baukonjunktur, Kaufzurückhaltung – und die wachsende Nervosität rund um geopolitische Verschiebungen. Alles Faktoren, die das Geschäft in den kommenden Monaten empfindlich treffen könnten.
Prognose mit Sicherheitsabstand
Entsprechend vorsichtig fällt die Prognose aus: Der Umsatz soll 2025/26 höchstens leicht steigen, das operative Ergebnis werde voraussichtlich stagnieren. Eine Botschaft, die an der Börse nicht gut ankommt – die Hornbach-Aktie verlor am Mittwochmorgen zeitweise über sechs Prozent.
Dabei ist das Vorgehen der Unternehmensführung nachvollziehbar. Die Lage in vielen europäischen Ländern ist angespannt, die Konsumenten geben weniger aus, vor allem bei größeren Investitionen wie Renovierung, Ausbau oder energieeffizienten Umrüstungen.
Hinzu kommt: Die Bauwirtschaft schwächelt, was sich früher oder später auch auf das DIY-Segment durchschlagen dürfte. Hornbach verdient zwar auch am kleinen Heimwerker, doch ein Gutteil des Umsatzes fließt über Handwerker und Profikunden – und dort sinkt die Investitionsbereitschaft.
Dividende bleibt stabil – das sollte eigentlich beruhigen
Dass die Aktionäre trotz Gewinnplus und stabiler Dividende nervös werden, zeigt, wie angespannt die Stimmung insgesamt ist. Dabei bleibt die Ausschüttung mit 2,40 Euro je Aktie unverändert – ein Zeichen, dass das Unternehmen finanziell solide dasteht. Keine Dividendenkürzung, keine Gewinnwarnung, keine Abschreibungen.
Doch die Börse will mehr als Substanz – sie will Perspektive. Und genau die will der Konzern aktuell nicht liefern. Was man ihm allerdings kaum zum Vorwurf machen kann: Wer in dieser Lage mit kühlem Kopf plant, gewinnt auf Sicht mehr Vertrauen als mit vollmundigen Wachstumsversprechen.
Ein Unternehmen, das lieber liefert als redet
Hornbach ist nicht bekannt für PR-getriebene Euphorie. Das Unternehmen, traditionell familiengeführt, gilt als bodenständig, pragmatisch und planungstreu. Wer große Worte erwartet, ist bei Albrecht Hornbach an der falschen Adresse. Das zeigt sich auch jetzt: lieber realistische Einschätzungen als trügerische Optimismus-Rhetorik.
Diese Haltung hat Hornbach über Jahre zu einem der verlässlichsten Akteure im deutschen Einzelhandel gemacht. Gerade im Vergleich zu Wettbewerbern wie Obi oder Bauhaus, die mit deutlich weniger Transparenz arbeiten, erscheint die Gruppe solide und vor allem berechenbar.