So hatte sich das in Seoul wohl niemand vorgestellt. Der weltweit zweitgrößte Halbleiterhersteller Samsung Electronics hat im zweiten Quartal 2025 einen regelrechten Dämpfer hinnehmen müssen – und das in einem Moment, in dem Künstliche Intelligenz den Ton angibt und die Nachfrage nach Hochleistungsspeichern eigentlich explodieren sollte.
Doch statt Rekorden meldet der südkoreanische Tech-Gigant einen operativen Gewinneinbruch um satte 56 Prozent – von 10,4 auf nur noch 4,6 Billionen Won, umgerechnet rund drei Milliarden Euro.

Künstliche Intelligenz: Viel Hype, wenig Absatz
Der Auslöser liegt ausgerechnet in der Chipsparte, also dort, wo Samsung einst Weltmarktführer war. Der Absatz von Hochleistungsspeichern für KI-Systeme blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Hinzu kommen Wertberichtigungen auf Lagerbestände, die Millionen kosten, und – besonders brisant – Exportbeschränkungen durch die USA, die den Verkauf von Hochleistungschips nach China torpedieren. Gerade das Reich der Mitte war zuletzt ein wichtiger Absatzmarkt.
In den Worten des Konzerns klingt das nüchtern: Man habe mit „makroökonomischen Unsicherheiten“ und „externen Regulierungseffekten“ zu kämpfen gehabt. Übersetzt heißt das: Der KI-Boom läuft zwar, aber nicht unbedingt bei Samsung. Und geopolitische Spannungen tun ihr Übriges.
Verlust der Spitzenposition – ein Tabubruch
Noch schwerer wiegt für Samsung allerdings der Verlust des langjährigen Spitzenplatzes im Geschäft mit DRAM-Speichern. SK Hynix, der einstige Herausforderer aus dem eigenen Land, hat laut Counterpoint Research inzwischen einen Marktanteil von 36 Prozent erreicht – Samsung liegt mit 34 Prozent nur noch auf Platz zwei.
Ein Wachwechsel, der mehr als nur symbolische Bedeutung hat. Der dritte im Bunde, Micron Technology aus den USA, hält derzeit 25 Prozent Marktanteil.
Was bei Apple ein Rückfall im iPhone-Absatz wäre, ist bei Samsung der Verlust der Technologieführerschaft bei Speicherchips – ein Rückschlag in der DNA des Unternehmens.
Die Börse reagiert – und wartet auf Details
Auch Anleger zeigten sich ernüchtert. Zwar blieb ein massiver Kurssturz vorerst aus, doch die Ankündigung des enttäuschenden Ergebnisses wirkte wie ein dicker Kratzer im glänzenden Image des Konzerns.
Analysten hatten mit 6,2 Billionen Won operativem Gewinn gerechnet – ein Ziel, das Samsung klar verfehlte. Die endgültigen Geschäftszahlen will das Unternehmen erst Ende Juli präsentieren.
Bis dahin bleiben viele Fragen offen: Wie stark sind die Wertberichtigungen wirklich? Welche Auswirkungen haben die US-Sanktionen langfristig? Und wie plant Samsung, den verlorenen Spitzenplatz zurückzuerobern?
Wettlauf gegen zwei Gegner: Markt & Geopolitik
Die nächsten Monate dürften entscheidend werden. Während die Nachfrage nach KI-basierten Servern und Geräten weltweit steigt, muss sich Samsung nicht nur gegen Rivalen wie SK Hynix oder Micron behaupten, sondern auch Wege finden, mit den politischen Restriktionen im Chinageschäft umzugehen. Eine Neuausrichtung in der Produktion, vielleicht sogar geografisch, dürfte unausweichlich sein.
Zudem wird sich zeigen, ob Samsung in der Lage ist, die technologische Lücke bei HBM-Chips (High Bandwidth Memory), einem Schlüsselbaustein für KI-Anwendungen, wieder zu schließen. SK Hynix dominiert dieses Segment aktuell mit fast unangreifbarer Dominanz.
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