Die erste Personalie der Legislaturperiode, die europaweit Schlagzeilen macht, ist ein Abgang. Carola Rackete, das Aushängeschild der linksökologischen Bewegung und einst Kapitänin der Sea-Watch 3, verlässt das EU-Parlament.
Ihre Begründung? Sie habe das Mandat von Beginn an als kollektives Projekt verstanden. Dass sich Brüssel nicht als basisdemokratisches Aktionsbüro eignet, war ihr offenbar zu spät klar geworden.
Rückzug mit Ideologieflankierung
Per Instagram erklärte die 37-Jährige ihren Verzicht auf das Mandat. Das sei kein Rückzug, sondern eine konsequente Weitergabe an einen politischen Mitstreiter: Martin Günther.
Der neue Abgeordnete soll die "gleichen Themen" vertreten – namentlich den Kampf gegen die Klimakrise und für offene Grenzen. Damit bleibt die politische Linie erhalten, doch das Gesicht wechselt.
Vom NGO-Schiff ins EU-Plenum
Rackete wurde 2024 von der Partei Die Linke ins Parlament geschickt – als prominente Außenfigur, nicht als Berufspolitikerin. Ihre Vita reichte vom Blockierer von Abschiebeflügen bis hin zur Teilnahme an Aktionen von Extinction Rebellion.
Kein anderer Name polarisierte so sehr wie ihrer. In konservativen Kreisen galt sie als Symbol für einen Aktivismus ohne demokratische Legitimation, der seine Agenda mit der moralischen Brechstange durchsetzt.

Kritik und Spott aus dem rechten Lager
Kaum war ihr Rückzug bekannt, meldete sich das andere Ende des politischen Spektrums. "Das Sitzen auf Sitzen scheint weniger aufregend zu sein als das Rammen eines Schiffs", kommentierte der italienische Fratelli-d’Italia-Abgeordnete Denis Nesci.
Und Lega-Kollegin Susanna Ceccardi frohlockte: "Wenn das bedeutet, dass sie die europäischen Institutionen nicht mehr für Masseneinwanderung missbraucht, ist das ein guter Tag."
Politische Substanz oder Instagram-Performance?
Die Frage bleibt: Was hat Rackete in Brüssel erreicht? In den Ausschüssen blieb sie blass, mediale Aufmerksamkeit erzeugte sie vor allem über ihre Online-Kanäle.
Ihre wenigen parlamentarischen Redebeiträge waren mehr Manifeste als konkrete Politik. Ihr Rückzug wirkt wie ein symbolischer Akt, der ihrer Biografie als Aktivistin folgt – sichtbar, moralisch aufgeladen, aber in der Wirkung begrenzt.
Eine Linke zwischen Revolution und Relevanz
Für die Linke war Rackete Teil einer Strategie: Mit prominenten Köpfen wollte man raus aus dem Umfragetief. Ihr Einzug ins EU-Parlament war ein Coup, ihr Abgang jedoch wirft Fragen auf: War das Ganze nur Wahlkampf-PR?
Oder der Versuch, parlamentarische Arbeit mit aktivistischer Symbolik zu verbinden – ein Spagat, der misslungen ist?
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