25. Mai, 2025

Quartalszahlen

BT dreht auf – britischer Telekom-Riese mit Umsatzrückgang

Der Gewinn steigt, der Ausbau wird beschleunigt: BT erhöht seine Ausbaupläne für Glasfaser um 20 Prozent – und zeigt, dass sich Investitionen in die Netzinfrastruktur strategisch auszahlen können. Doch es gibt auch eine andere Seite.

BT dreht auf – britischer Telekom-Riese mit Umsatzrückgang
Trotz eines Umsatzrückgangs von 2 % konnte BT den operativen Gewinn auf 8,21 Mrd. Pfund steigern – dank Einsparungen und Fokus auf margenträchtige Infrastruktur.

Glasfaser statt Wachstumsschmerz

Ein Umsatzrückgang, aber steigender Gewinn – was auf den ersten Blick widersprüchlich wirkt, ist bei BT das Ergebnis einer strategisch durchgetakteten Investitionslogik.

Der britische Telekomkonzern meldet für das abgeschlossene Geschäftsjahr 2024/25 einen operativen Gewinn von 8,21 Milliarden Pfund – ein Prozent mehr als im Vorjahr, obwohl der Umsatz um zwei Prozent auf 20,8 Milliarden Pfund zurückging.

Quelle: Eulerpool

Der Treiber: Glasfaser. Und zwar in großem Stil.

Kurs auf 25 Millionen Haushalte

Konzernchefin Allison Kirkby lässt keinen Zweifel daran, wo BT hinwill: "Die Dynamik und die Wirkung unseres Glasfaserprogramms sind so groß, dass wir unser Ausbauziel nun um 20 Prozent auf bis zu fünf Millionen zusätzliche Standorte erhöhen", sagte sie bei der Bilanzvorlage am Donnerstag.

Der Zeitplan ist ambitioniert: 25 Millionen britische Haushalte und Unternehmen sollen bis Ende 2026 mit Glasfaser versorgt werden – derzeit erreicht das Netzwerk 18 Millionen Standorte, von denen rund 6,5 Millionen bereits aktiv angeschlossen sind.

Quelle: Eulerpool

Damit rückt BT ein Ziel ins Zentrum, das für viele europäische Netzbetreiber noch weit entfernt scheint: flächendeckende Hochleistungsanschlüsse in einem überschaubaren Zeitrahmen – mit wirtschaftlichem Rückenwind.

Weniger Umsatz, mehr Marge

Die Erklärung für das Gewinnplus bei sinkendem Umsatz liegt im Detail: BT hat den Sparkurs verschärft, Synergien aus dem früheren Zusammenschluss mit EE realisiert und gleichzeitig in margenstärkere Produkte investiert. Vor allem das Openreach-Segment – also der Netzbereich – trug mit stabilen Einnahmen und dem Ausbau der Glasfaserinfrastruktur maßgeblich zum Ergebnis bei.

Quelle: Eulerpool

Zudem profitiert BT von der geringeren Instandhaltung alter Kupfernetze, die zunehmend durch Glas ersetzt werden. Die Folge: sinkende Betriebskosten, trotz hoher Investitionen.

Cashflow-Ziele bleiben ehrgeizig – aber erreichbar

BT gibt sich nicht nur bei Ausbauzielen selbstbewusst, sondern auch bei den finanziellen Kennziffern: Zwei Milliarden Pfund freier Cashflow im Geschäftsjahr 2027, drei Milliarden bis zum Ende der Dekade – das sind die Marken, die Kirkby und ihr Team ausrufen. Möglich machen soll das ein schrittweiser Umbau des Geschäftsmodells, weg vom volumengetriebenen Massenmarkt hin zu infrastrukturbasierten Erlösquellen.

Das Mantra dabei: Glasfaser als Plattformgeschäft – wer das Netz hat, verdient an allem, was darüber läuft.

Risiken bleiben – vor allem politisch

Trotz der operativen Stärke bleibt BT ein Konzern mit Altlasten. Die Schuldenlast liegt bei über 18 Milliarden Pfund. Und das Unternehmen steht unter wachsendem politischen Druck, beim Ausbau die ländlichen Regionen nicht zu vernachlässigen – ein Thema, das vor allem in Schottland und Wales zunehmend Wellen schlägt. Dazu kommt die Sorge vor regulatorischen Eingriffen, etwa bei Wholesale-Preisen oder Netzentgelten.

Auch der Wettbewerb schläft nicht: Virgin Media O2 und diverse alternative Anbieter investieren ihrerseits massiv in Glasfaser. Der Infrastrukturwettlauf ist also längst kein Selbstläufer.

BT als Vorbild für Europas Telekombranche?

Während viele Telekomkonzerne in Europa weiterhin mit stagnierenden Umsätzen und zähem Regulierungsumfeld kämpfen, zeigt BT, dass sich ein konsequenter Ausbauansatz wirtschaftlich lohnen kann – sofern Kostenkontrolle und strategischer Fokus stimmen. Die Briten setzen nicht auf neue Mobilfunktarife oder Entertainment-Spektakel, sondern auf Technik, Effizienz und Reichweite.

Das macht den Konzern derzeit zu einem interessanten – wenn auch nicht risikolosen – Benchmark für Investoren, Infrastrukturstrategen und Netzpolitiker gleichermaßen.

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