13. Juli, 2025

Politik

400.000 Euro für eine erfundene Geschichte

Der RBB hat im Fall falscher Belästigungsvorwürfe gegen Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar eine hohe Entschädigung gezahlt – und schweigt sich nun über die Hintergründe aus. Ein Fall von journalistischem Versagen, der nicht nur politisch brisant ist, sondern auch Gebührengelder kostet.

400.000 Euro für eine erfundene Geschichte
400.000 Euro Schweigegeld – finanziert aus Beiträgen der Bürger: Der RBB zahlte im Fall Gelbhaar teils selbst, teils über seine Versicherung – und mauert bis heute bei der Aufklärung.

Ein Kommentar von der Redaktion der InvestmentWeek

Es war eine Nachricht, die im Dezember 2024 hohe Wellen schlug: Der öffentlich-rechtliche Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) berichtete über Belästigungsvorwürfe gegen den Grünen-Politiker Stefan Gelbhaar.

Unter Berufung auf anonyme Aussagen und eidesstattliche Versicherungen wurden schwere Anschuldigungen gegen den heutigen Bundesvorsitzenden der Partei erhoben.

Doch was als investigativer Scoop begann, entpuppte sich als journalistische Blamage mit einem sechsstelligen Preisschild für die Beitragszahler.

Ein Phantom als Quelle – und ein Absturz mit Ansage

Spätestens als sich herausstellte, dass eine der zentralen Belastungszeuginnen schlichtweg nicht existierte – sondern sich eine grüne Bezirkspolitikerin als „falsche Zeugin“ ausgegeben hatte –, war klar: Der RBB hatte seine journalistischen Grundpflichten fundamental verletzt.

Quellenprüfung? Fehlanzeige.

Gegenrecherche? Offenbar unterblieben.

Stattdessen wurde ein erfahrener Politiker öffentlich beschädigt – und der Weg freigemacht für einen parteiinternen Rivalen, der von der Affäre direkt profitierte.

Der politische Nutznießer: ein neuer Grünen-Chef

Die Intrige traf nicht irgendwen, sondern einen prominenten Grünen aus dem linken Flügel der Partei. Gelbhaar verlor infolge der Berichterstattung seine Nominierung als Direktkandidat.

Nutznießer war ausgerechnet Felix Banaszak – damals enger Berater von Robert Habeck, heute Bundesvorsitzender. Dass der politische Aufstieg des einen mit dem Fall des anderen zusammenhängt, ist brisant. Dass dies durch ein journalistisches Versagen ermöglicht wurde, ist ein Skandal.

Journalistisches Versagen mit politischer Sprengkraft: Die Hauptbelastungszeugin in der RBB-Story gegen Stefan Gelbhaar existierte nie – sie war offenbar frei erfunden.

400.000 Euro Schweigegeld – gezahlt aus öffentlicher Hand

Die Details der Einigung wurden nie öffentlich gemacht – wohl nicht ohne Grund. Denn die nun bekannt gewordene Entschädigungssumme in Höhe von 400.000 Euro, teils direkt vom RBB, teils über eine Versicherung finanziert, wirft unangenehme Fragen auf: Warum war dem Sender eine Stillschweigevereinbarung so wichtig? Und wie viele ähnliche Fehler bleiben im Verborgenen?

Gelbhaar selbst hatte ursprünglich 1,7 Millionen Euro gefordert – ein Hinweis darauf, wie groß der politische und persönliche Schaden war.

Dass der RBB lediglich von einem „Fehler“ spricht und sich mit dem Versprechen begnügt, man wolle „den Ablauf analysieren“, wirkt im Lichte der gezahlten Summe und der politischen Konsequenzen geradezu fahrlässig.

Ein Fall, der den Ruf des öffentlich-rechtlichen Rundfunks weiter erodiert

Der RBB ist nicht zum ersten Mal in der Kritik. Nach der Affäre um Intendantin Schlesinger, Vetternwirtschaft und Bonuszahlungen sollte eigentlich mehr Transparenz einkehren.

Doch erneut zeigt sich: Wenn’s brenzlig wird, bleibt man lieber vage – selbst wenn es um einen Betrag geht, für den viele Menschen ein ganzes Jahrzehnt Rundfunkbeiträge zahlen.

Statt sich dem kritischen Diskurs zu stellen, wird auf rechtliche Verschwiegenheit gepocht. Das ist das Gegenteil von Aufarbeitung – und gefährdet das Vertrauen in den öffentlich-rechtlichen Journalismus insgesamt. In einer Zeit, in der „Lügenpresse“-Rufe wieder lauter werden, ist dieser Umgang nicht nur unklug, sondern gefährlich.

Ein Skandal mit vielen Verlierern – und wenig Aufklärung

Der Fall Gelbhaar zeigt exemplarisch, wie politisch aufgeladene Desinformation, journalistische Nachlässigkeit und mangelnde Kontrolle ein toxisches Gemisch ergeben – mit realen Konsequenzen für Individuen, Institutionen und das Vertrauen der Öffentlichkeit.

Dass am Ende wieder einmal niemand im RBB persönlich Verantwortung übernimmt, sondern lediglich eine Versicherung zahlt, ist sinnbildlich für den Zustand des Senders.

Für Gelbhaar mag die Zahlung ein Schlussstrich sein. Für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist sie ein weiterer Tiefpunkt – und für die Öffentlichkeit eine bittere Erinnerung daran, dass der Rundfunkbeitrag längst nicht immer für Qualität steht.

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