Die Situation der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland zeigt eine besorgniserregende Dynamik, da der Trend steigender Zahlen weiterhin anhält. Nach vorläufigen Informationen des Statistischen Bundesamtes erhöhte sich die Zahl der Insolvenzen, die im Juni bei den Amtsgerichten registriert wurden, im Vergleich zum gleichen Monat des Vorjahres um 2,4 Prozent. Dies kommt nur einen Monat nach einem unerwarteten Rückgang im Mai, dem ersten Rückgang seit März 2023, als die Insolvenzen kurzzeitig abgenommen hatten.
Es besteht jedoch weiterhin Unsicherheit bezüglich der statistischen Erfassung aller von den Insolvenzgerichten bearbeiteten Fälle. Das Statistische Bundesamt macht darauf aufmerksam, dass zwischen dem tatsächlichen Zeitpunkt der Insolvenzantragstellung und der statistischen Erfassung ein Zeitverzug von etwa drei Monaten liegt. Diese Diskrepanz kann die Betrachtungen über die aktuelle wirtschaftliche Lage beeinflussen.
Die Creditreform-Auskunftei prognostiziert, dass die Zahl der Insolvenzen im Jahr 2021 einen neuen Höchststand seit 2015 erreichen könnte. Für das erste Halbjahr 2021 wurden laut Creditreform etwa 11.900 Insolvenzen erfasst, was einem Anstieg um 9,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht. Im Jahr 2015 waren es im Vergleich dazu 11.530 Insolvenzen. Zu den wesentlichen Faktoren, die diesen Anstieg begünstigen, gehören die schwache Konsumentennachfrage, steigende Energiekosten sowie zunehmend komplexe bürokratische Anforderungen. Diese Entwicklung wurde nach dem Auslaufen der staatlichen Unterstützung im Rahmen der Corona-Pandemie teilweise vorhergesehen.
Im April meldete das Statistische Bundesamt 2.125 endgültig beantragte Insolvenzen, was einen Anstieg von 11,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Bemerkenswert ist, dass es sich trotz der höheren Fallzahlen überwiegend um kleinere Insolvenzen handelte, was sich in einer drastischen Reduzierung der Forderungssumme von zuvor 11,4 Milliarden Euro auf nunmehr 2,5 Milliarden Euro widerspiegelt.
Volker Treier, der Chef-Volkswirt der Industrie- und Handelskammer, hebt hervor, dass die hohe Zahl der Insolvenzen im April auf tiefgreifende Standortprobleme in Deutschland hinweist. Er fordert die Regierung auf, geplante Entlastungsmaßnahmen nicht weiter hinauszuzögern und das Investitionssofortprogramm des Bundes zügig umzusetzen. Dies sei von entscheidender Bedeutung, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft aufrechtzuerhalten und zukunftssicher zu gestalten.