Einbruch auf ganzer Linie
Die Schlagzeile kam wenig überraschend, traf den Markt aber dennoch mit voller Wucht: Südzucker rechnet im laufenden Quartal mit einem massiven Rückgang beim operativen Ergebnis.
Die Zahlen zum ersten Geschäftsquartal, das im Mai endete, offenbaren das Ausmaß der Probleme – und machen deutlich, wie fragil das Geschäftsmodell geworden ist.
Statt wie im Vorjahreszeitraum ein EBIT von 114 Millionen Euro zu erwirtschaften, rechnet der Konzern nur noch mit einem Bruchteil davon. Beim EBITDA fiel der Wert bereits von 230 auf 96 Millionen Euro – ein Rückgang um fast 60 Prozent.
Zuckerpreise kollabieren – mit Folgen
Der Grund für den Absturz liegt auf der Hand: Die Zuckerpreise in der EU sind seit dem Herbst im freien Fall.
Der europäische Markt ist – anders als etwa der Weltmarkt – hochreguliert und wurde in den vergangenen Monaten von einer Kombination aus hohen Lagerbeständen, sinkenden Weltmarktpreisen und schwächelnder Nachfrage aus der Industrie in die Knie gezwungen.
Südzucker konnte den Preisverfall nicht auffangen – weder über niedrigere Kosten noch durch größere Mengen.
CropEnergies rutscht ab, Fruchtgeschäft als Lichtblick
Auch die Biosprit-Tochter CropEnergies blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück. Die Ethanolpreise gaben nach, gleichzeitig sank der Absatz.
Die Folge: Verluste in einem Segment, das jahrelang als Hoffnungsträger galt. Einziger Lichtblick im Konzern: Das Fruchtgeschäft. Dort konnte Südzucker Zuwächse verzeichnen – allerdings nicht genug, um den Rest der Bilanz zu retten.
Kursverfall und ein fragiler Optimismus
Die Börse reagierte prompt: Die Südzucker-Aktie verlor am Donnerstag zwischenzeitlich fast zwei Prozent und fiel auf den tiefsten Stand seit Februar.
Der Abverkauf wurde zwar im Tagesverlauf teilweise aufgefangen, aber der Schaden ist angerichtet. Analysten wie Oliver Schwarz von Warburg hatten mit schwachen Zahlen gerechnet – das Ausmaß scheint aber selbst sie überrascht zu haben.
Und dennoch: Das Management hält an seinen Jahreszielen fest. Man rechnet weiterhin mit einem Umsatz zwischen 8,7 und 9,2 Milliarden Euro und einem operativen Ergebnis von bis zu 300 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren es noch 9,7 Milliarden Euro Umsatz und 350 Millionen Euro EBIT.
Eine Wette auf den Oktober
Das Vertrauen in die Prognose basiert auf einer simplen Hoffnung: Ab Herbst – konkret ab Oktober – sollen sich die Zuckerpreise in der EU erholen.
Ob das gelingt, ist allerdings unklar. Weder gibt es verlässliche Frühindikatoren für eine Trendwende, noch ist abzusehen, wie sich die globale Nachfrage entwickeln wird. Das Geschäft bleibt hochvolatil – und Südzucker operiert am Limit.
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