18. Juli, 2025

Quartalszahlen

Was bei ASML wirklich hinter dem Kursrutsch steckt

Der niederländische Chip-Ausrüster ASML hat zwar starke Quartalszahlen geliefert, doch die Rücknahme seiner 2026er-Prognose trifft den Markt hart. CEO Christophe Fouquet warnt vor geopolitischen Risiken – Anleger reagieren nervös.

Was bei ASML wirklich hinter dem Kursrutsch steckt
ASMLs EUV-Technologie bleibt weltweit führend, doch die politische Unsicherheit rund um China-Geschäfte und US-Zölle macht selbst Giganten vorsichtig.

Ein Riss im Fundament

Die Nachricht traf die Börse wie ein Stromschlag: ASMLs neuer Chef Christophe Fouquet hat in aller Deutlichkeit klargemacht, dass der Konzern seine ambitionierte Wachstumsprognose für 2026 nicht mehr aufrechterhält. Ein mutiger Schritt – und einer, der Fragen aufwirft.

Quelle: Eulerpool

Denn die eigentlichen Geschäftszahlen sind auf den ersten Blick robust: Mit 7,7 Mrd. Euro Umsatz und 2,3 Mrd. Euro Gewinn übertraf der Konzern die Erwartungen. Und doch verlor die Aktie nach Bekanntgabe der Quartalszahlen zeitweise über sieben Prozent.

ASML reports €7.7 billion total net sales and €2.3 billion net income in Q2 2025
Full-year 2025 expected total net sales growth of around 15% with gross margin around 52%

Unruhe in der Schaltzentrale der Chipindustrie

Für viele Investoren galt ASML lange als verlässlicher Taktgeber der globalen Halbleiterindustrie – technologisch führend, wirtschaftlich stabil, strategisch alternativlos. Vor allem die marktbeherrschende Stellung bei EUV-Lithographie-Maschinen macht den Konzern nahezu unersetzlich.

Quelle: Eulerpool

Doch Fouquet machte unmissverständlich klar: Die geopolitische Lage, neue US-Zölle auf Maschinenexporte und ein diffuses globales Marktumfeld lassen eine präzise Prognose für 2026 derzeit nicht zu. Für Anleger ein Warnsignal.

Zahlen, die eigentlich Vertrauen schaffen sollten

Tatsächlich zeigt die operative Leistung Stärke: Der Auftragseingang lag mit 5,5 Mrd. Euro deutlich über den Schätzungen (4,8 Mrd. Euro), auch Umsatz und Ergebnis übertrafen die Erwartungen der Analysten.

Quelle: Eulerpool

Doch genau das verstärkt das Paradoxon – warum dieser Pessimismus beim Ausblick? Warum streicht ein wachstumsstarker Marktführer bei vollen Auftragsbüchern seine Langfristprognose? Die Antwort liegt nicht in den Bilanzen, sondern zwischen den Zeilen.

Zollpolitik als Damoklesschwert

Ein zentraler Unsicherheitsfaktor sind mögliche neue US-Zölle auf Hochtechnologie-Exporte. ASML liefert essenzielle Maschinen zur Chipproduktion nach China – und steht dabei unter Druck sowohl von US- als auch von EU-Behörden.

Fouquet warnt offen: Sollte die US-Regierung neue Abgaben auf Hightech-Komponenten einführen, könnten nicht nur Lieferketten ins Wanken geraten, sondern auch die Margen deutlich leiden.

Das ist mehr als eine Vorsichtsmaßnahme – es ist eine offene Kampfansage an die politischen Rahmenbedingungen.

Warum Investoren nervös werden – und bleiben

Die Märkte mögen keine Unsicherheit. Eine gestrichene Prognose ohne klaren Ersatz lässt selbst starke Quartalszahlen verblassen. Die langfristige Investmentstory – KI, Automatisierung, globale Chipnachfrage – bleibt zwar intakt. Doch kurzfristig zieht ASML selbst den Fuß vom Gas.

Für viele Tech-Investoren, die auf präzise Roadmaps und Skalierbarkeit setzen, ist das ein Warnzeichen. Vor allem, weil das Management nicht nur externe Risiken betont, sondern auch intern noch keine Alternative zu den ursprünglichen Wachstumszielen skizziert hat.

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