Starke Zahlen – trotz Kundenschwund
Es ist ein Auftritt mit Ansage: Hans Vestberg, CEO von Verizon, lässt zum Quartalsbericht kaum Zweifel aufkommen, in welche Richtung es gehen soll. Mehr Gewinn, mehr Cashflow, mehr Zuversicht. Dass die Kundenzahl im Vertragsgeschäft erneut zurückging, stört ihn dabei wenig – zu überzeugend fallen Umsatz und Marge aus.
Im zweiten Quartal erwirtschaftete Verizon 34,5 Milliarden Dollar Umsatz – ein Plus von 5,2 Prozent. Der Gewinn je Aktie lag bei soliden 1,22 Dollar.
Besonders der Anstieg des Free Cash Flow – also jener Mittel, aus denen Dividenden und Aktienrückkäufe finanziert werden – sticht heraus: Statt 17,5 bis 18,5 Milliarden Dollar peilt Verizon nun 19,5 bis 20,5 Milliarden an. Ein Plus von bis zu zwei Milliarden – und ein Signal an die Märkte.
Die Aktie sprang im vorbörslichen Handel prompt um vier Prozent.
Preiserhöhungen zeigen Wirkung – in beide Richtungen
Der wahre Treiber hinter dem guten Ergebnis liegt im Margenmix. Verizon konnte mehr zahlungskräftige Kunden für hochpreisige Tarife gewinnen – besonders im Business-Segment. Diese „Premium-Kunden“ bringen höhere monatliche Einnahmen pro Nutzer (ARPU) und lassen den operativen Gewinn steigen.
Doch die andere Seite des Erfolgs zeigt sich ebenfalls: Im hart umkämpften Privatkundengeschäft verlor Verizon erneut Vertragskunden. Die Preiserhöhungen vom Jahresanfang haben offenkundig manche Kunden vertrieben – ein Effekt, den Vestberg nicht beschönigt, aber strategisch in Kauf nimmt.
Der Plan: Lieber weniger Kunden mit hoher Marge als Masse mit geringen Deckungsbeiträgen. Eine Wette, die aufgehen kann – solange der Wettbewerbsdruck nicht weiter eskaliert.
Neue Ziele, neues Selbstbewusstsein
Verizon hebt seine Ziele an – in gleich drei Disziplinen:
- Bereinigter operativer Gewinn: Prognose nun bei +2,5 bis +3,5 % (zuvor: 2,0 %)
- Reingewinn: Erwarteter Anstieg um 1,0 bis 3,0 % (vorher: 0 bis 2,0 %)
- Free Cash Flow: 19,5–20,5 Mrd. USD (bisher: 17,5–18,5 Mrd. USD)
Das ist mehr als Kosmetik – es ist eine klare Positionsbestimmung im Markt. Nach schwächeren Jahren und einem anhaltenden Kundenschwund sendet Verizon damit ein Signal an Investoren: Wir liefern – auch ohne große Wachstumsfantasie.
Dividende im Fokus – Cash ist König
Für Dividendeninvestoren sind Free Cash Flow und Ausschüttung das zentrale Kriterium. Und hier ist Verizon traditionell stark: Die aktuelle Dividendenrendite liegt bei über fünf Prozent – weit über dem S&P-500-Durchschnitt.
Mit dem angehobenen Cashflow-Ziel dürfte auch die Dividende mittelfristig abgesichert sein. Zwar bleibt das Umsatzwachstum moderat, doch hohe Margen und disziplinierte Investitionen stützen das Ausschüttungsniveau.
Ob es mittelfristig sogar zu Dividendenerhöhungen reicht, hängt vom Wettbewerbsumfeld ab – und davon, ob Verizon den Kundenschwund stoppen kann.
Risiken bleiben: Wettbewerb, Schulden, Netzqualität
So überzeugend die Zahlen auch sind – die strukturellen Herausforderungen bleiben bestehen. In den USA liefern sich Verizon, AT&T und T-Mobile einen harten Dreikampf. Während T-Mobile auf Netzausbau und aggressives Pricing setzt, spielt Verizon die Karte der Qualität – und der höheren Preise.
Zugleich bleibt die Schuldenlast hoch. Mit über 130 Milliarden Dollar Gesamtverbindlichkeiten ist Verizon stark fremdfinanziert – ein Risiko in Zeiten steigender Refinanzierungskosten.
Auch regulatorische Eingriffe könnten die Branche in Zukunft stärker unter Druck setzen – etwa bei Frequenzvergaben oder Netzneutralität.
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