In der Debatte um Unternehmensstrategien zur Bekämpfung von Treibhausgasemissionen tritt die führende Instanz für wissenschaftsbasierte Klimaziele, die Science Based Targets initiative (SBTi), einen Schritt zurück. Nach internem Widerstand korrigierte sie ihre zunächst positive Haltung gegenüber umstrittenen CO2-Kompensationen. Erst vor Kurzem ließ die SBTi verlautbaren, dass Unternehmen Kohlenstoffzertifikate zur Erfüllung ihrer Klimaziele nutzen könnten, wich jedoch rasch von dieser Ankündigung ab. Am Freitag betonte die Organisation, es gäbe 'keine Änderung' an ihren Standards. Die Finanzierung durch den Bezos Earth Fund, welche die Förderung des amerikanischen Marktes für CO2-Guthaben unterstützt, verbleibt somit im Spannungsfeld kommerzieller Interessen und ökologischer Integrität. SBTi-Geschäftsführer Luiz Amaral beruhigte in einer Sitzung mit dem technischen Ausschuss, dass sich die Leitlinien nicht geändert hätten und ein formeller Entwurf zu den Regeln bezüglich Kohlenstoffkompensation im Juli zu erwarten sei. Voluntary carbon credits sollen einen Tonnen-Gegenwert für CO2-Einsparungen oder -Bindung darstellen, etwa durch Aufforstungsprojekte. Allerdings sind die Dauer der Bindung und die Gefahr von Doppelzählungen umstrittene Punkte. Die konzeptuelle Wendung wurde vom Vorstand beschlossen, ohne die beratenden Gremien der SBTi zu konsultieren, wie feststellend angemerkt wurde. In einer Reaktion auf die Auseinandersetzungen sicherte die SBTi zu, dass jegliche Änderungen den Governance-Prozeduren folgen und öffentliche Konsultationen beinhalten würden. Die Debatte um freiwillige CO2-Märkte wird seit Jahren von unterschiedlichsten Akteuren, einschließlich Unternehmen und Finanzdienstleistern, geführt. Sie sollen Investitionen in erneuerbare Energien ermöglichen und sind von regulierten Märkten, die Großemittenten begrenzte Emissionsrechte zuteilen, zu unterscheiden. Die SBTi erklärt sich im Zuge der Vorgänge als lernende Institution und weist auf Missverständnisse hin, die hinsichtlich ihrer Position zu Kompensationen aufgetreten seien, so das Statement gegenüber der Financial Times.
Grün
Unternehmensklimaziele im Zwielicht: SBTi revidiert Position zu CO2-Kompensation
