Zögerliches Signal, dann klare Worte
Als russische Drohnen den polnischen Luftraum verletzten, schwieg Trump zunächst. Stattdessen kommentierte er auf seiner Plattform Truth Social die Inflation und einen Mordfall in North Carolina.
Erst Stunden später sprach er Russland direkt an – mit einem knappen „Here we go!“. Eine Ankündigung, die Beobachter als Drohung neuer Strafmaßnahmen interpretierten.
Noch am Abend telefonierte Trump mit Polens Präsident Karol Nawrocki. Über Inhalte wurde nichts bekannt, doch allein das Gespräch zeigt: Der Vorfall könnte zum Wendepunkt in Trumps Russland-Politik werden.
Republikaner erhöhen den Druck
Innerhalb seiner eigenen Partei mehren sich die Forderungen nach Konsequenzen. Senator Jon Cornyn kündigte an, die USA würden „Russlands Kosten für diesen Krieg weiter erhöhen“. Abgeordneter Joe Wilson sprach offen von einem „Kriegsakt“ und forderte Sanktionen, die „Russlands Kriegsmaschinerie in den Bankrott treiben“.

Trump selbst hatte im Wahlkampf ein schnelles Ende des Krieges versprochen. Die Hoffnung, Moskau durch Gespräche zum Einlenken zu bewegen, hat sich jedoch nicht erfüllt.

Forderungen an Europa
US-Finanzminister Scott Bessent stellte klar, Washington sei bereit, den wirtschaftlichen Druck massiv zu erhöhen – allerdings nur, wenn auch die Europäer nachziehen. Konkret geht es um Handelsbeziehungen mit China und Indien, die seit Beginn des Krieges deutlich enger mit Russland verbunden sind.
Trump brachte 100-Prozent-Zölle gegen beide Länder ins Spiel und forderte, die EU müsse diese Maßnahmen spiegeln. Für Brüssel ist das ein Dilemma: Europa sucht die Nähe zu Indien und versucht gleichzeitig, das fragile Verhältnis zu China nicht vollends eskalieren zu lassen.
Handelskrieg als Risiko
Seit der Westen kaum noch Öl und Gas aus Russland kauft, bedienen China und Indien den Markt. Sanktionen gegen diese Staaten würden den globalen Handel mit voller Wucht treffen. Trump zeigt sich kompromisslos:
„Wir werden den Konflikt beilegen. Das müssen wir.“
Für die Europäer bedeutet das: Entweder sie folgen Washingtons harter Linie – oder sie riskieren eine neue transatlantische Krise.
Ein Präsident zwischen Drohung und Frustration
Trump betont immer wieder, die USA seien von dem Krieg nicht direkt betroffen. Gleichzeitig verweist er auf die Verluste von Tausenden Soldaten auf beiden Seiten. „Ich bin nicht glücklich über die Situation“, erklärte er zuletzt.
Währenddessen bleibt Russland unbeirrt. Selbst ein Treffen zwischen Trump und Putin im August in Alaska brachte keine Bewegung. Die Geduld im Weißen Haus scheint nun erschöpft – doch ob Trump tatsächlich Sanktionen verschärft, hängt davon ab, ob Europa bereit ist, mitzumachen.
Das politische Kalkül
Die Drohung mit Zöllen gegen China und Indien ist nicht nur außenpolitisches Signal, sondern auch innenpolitisches Kalkül. Trumps MAGA-Basis honoriert Härte, und ein Handelskrieg könnte ihm im Wahljahr nutzen. Doch die Frage bleibt: Will Europa diesen Kurs mittragen – oder riskiert der Westen, dass Moskau am Ende die Profiteure der Uneinigkeit sind?
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