12. Juli, 2025

Wirtschaft

Thyssenkrupp Steel Europe: Prüfung des Restrukturierungspakets

Thyssenkrupp Steel Europe, der führende Stahlproduzent Deutschlands, hat ein weitreichendes Restrukturierungsprogramm beschlossen, das bedeutsame finanzielle Einschnitte für die Belegschaft involviert. Nach intensiven und langwierigen Verhandlungen mit der Gewerkschaft IG Metall wurde ein Tarifvertrag ausgehandelt, der bis 2030 gültig ist. Dieser Vertrag sieht unter anderem eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit auf 32,5 Stunden vor, die Abschaffung des Urlaubsgeldes sowie weitere Sparmaßnahmen. Diese Maßnahmen führen zu einem durchschnittlichen Einkommensrückgang von etwa acht Prozent für die Mitarbeiter des Unternehmens. Im Gegenzug verpflichtete sich Thyssenkrupp Steel Europe zu erheblichen Investitionen in die Modernisierung der Produktionsstandorte, was von der Gewerkschaft als Teilerfolg anerkannt wurde.

Der Tarifvertrag sieht ferner vor, dass viele der bisherigen Sonderzahlungen wie Jubiläumsgelder für 25-jährige Betriebszugehörigkeit verringert werden. In Zukunft wird es hierfür lediglich eine Einmalzahlung von 1000 Euro geben. Auch Bereitschaftszulagen werden um die Hälfte reduziert, um die Personalkosten jährlich um einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag zu senken. Zudem werden die zuvor angekündigten Stellenstreichungen konkretisiert: Bis 2029 werden 1.600 Produktionsstellen durch die Schließung von Aggregaten wegfallen, und bis 2028 sind konzernweit weitere 3.700 Entlassungen geplant. Insgesamt sind somit 5.300 Arbeitsplätze von den Maßnahmen betroffen. Laut Unternehmensangaben handelt es sich hierbei um eine Präzisierung der bestehenden Pläne, nicht um deren Verschärfung.

Das Unternehmen plant, die Mitarbeiterzahl von derzeit etwa 26.300 auf unter 16.000 zu reduzieren, was auch durch den Verkauf von Unternehmensteilen geschehen soll. Betriebsbedingte Kündigungen sollen jedoch vermieden werden, stattdessen ist die Entwicklung eines Interessenausgleichs und eines Sozialplans vorgesehen. Zudem sollen die Produktionskapazitäten gezielt gesenkt werden, um den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen zu begegnen: Statt bisher 11,5 Millionen Tonnen sollen künftig nur noch 8,7 bis 9 Millionen Tonnen Stahl pro Jahr produziert werden. Der Standort in Bochum wird bereits 2028 geschlossen, während für das Werk in Kreuztal-Eichen eine umfassende Optimierung geplant ist.

Dirk Schulte, Personalvorstand des Unternehmens, beschreibt den Verhandlungsprozess als herausfordernd, betont jedoch die Unvermeidlichkeit der getroffenen Maßnahmen. Marie Jaroni, Transformationsvorständin, betrachtet diese Schritte als entscheidend für die langfristige Zukunftsfähigkeit von Thyssenkrupp Steel Europe. Knut Giesler von der IG Metall sowie Tekin Nasikkol, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, bewerten den erreichten Kompromiss als schmerzhaft, aber notwendig für die Sicherung von Arbeitsplätzen und Standorten. Noch ausstehend ist die endgültige Zustimmung der IG-Metall-Mitglieder zu diesem Tarifvertrag sowie die erforderliche finanzielle Unterstützung durch die Muttergesellschaft Thyssenkrupp.