17. Juli, 2025

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Realität versus Labor: CO2-Emissionslücke bei Neuwagen gewachsen

Realität versus Labor: CO2-Emissionslücke bei Neuwagen gewachsen

Eine aktuelle Studie des International Council on Clean Transportation (ICCT) zeigt auf, dass die Kluft zwischen den von Autoherstellern deklarierten und den tatsächlich auf der Straße gemessenen CO2-Emissionen neuer Fahrzeuge in Deutschland zunimmt. Die Forschungen belegen, dass 2022 die realen CO2-Werte 14,1 Prozent über den Herstellerangaben lagen, was einen deutlichen Anstieg im Vergleich zu den 7,7 Prozent im Jahr 2018 darstellt.

Die Analyse basiert auf einem Vergleich zwischen offiziellen Emissionsdaten der Europäischen Umweltagentur und realen Verbrauchszahlen, die von über 160.000 Fahrzeugen auf spritmonitor.de erfasst wurden. Dabei fokussierte sich die Untersuchung auf Modelle mit Verbrennungsmotor und konventionellen Hybridantrieben, während Plug-in-Hybride bereits in einer vorherigen Studie bewertet wurden.

Die Signifikanz der deutschen Daten wird durch die Größe und Marktbedeutung des Landes innerhalb der EU untermauert, da sich die Zusammensetzung der Fahrzeugflotte größtenteils mit dem europäischen Durchschnitt deckt. Dies deutet darauf hin, dass die festgestellte Entwicklung ein belastbarer Indikator für die Treibhausgas-Emissionen auf EU-Ebene sein könnte.

Bereits 2017 führte die EU das WLTP-Prüfverfahren ein, um eine realistischere Einschätzung der Emissionen und des Verbrauchs zu erreichen. Dies führte anfangs zu einer Annäherung zwischen Laborwerten und realen Emissionen. Jetzt jedoch weiten sich die Differenzen wieder aus, was nach Auffassung von ICCT-Wissenschaftler Jan Dornoff die Relevanz der offiziellen Emissionswerte aushöhlt und damit die EU-Bestrebungen zur Verringerung von CO2-Emissionen gefährdet.

Die Forscher stellen überdies fest, dass trotz offizieller Werte, die zwischen 2018 und 2022 um 7,3 Prozent sanken, im realen Betrieb nur 2,3 Prozent dieser Reduktion realisiert wurden. Zur Behebung dieses Missverhältnisses schlagen sie vor, von den seit 2021 in Neuwagen eingebauten Verbrauchsmessgeräten Gebrauch zu machen. ICCT-Geschäftsführer Peter Mock sieht darin die Chance für einen Korrekturmechanismus, der die Einhaltung der gesetzlich vorgesehenen Emissionsreduktionen in der realen Fahrpraxis gewährleistet.

Diese Erkenntnisse wirken besonders relevant, wenn man bedenkt, dass die Europäische Union bis 2035 einen emissionsfreien Neuwagenverkehr vorschreibt und derartige Diskrepanzen die Fortschritte in Richtung dieses Ziels unterminieren könnten.