02. Mai, 2025

Unternehmen

Peek & Cloppenburg scheitert im Rennen um Sinn

Die Gläubiger von Sinn setzen auf die alte Eigentümerin – für Peek & Cloppenburg ist es ein herber Rückschlag. Doch der Modekonzern schmiedet bereits neue Expansionspläne.

Peek & Cloppenburg scheitert im Rennen um Sinn
Trotz gleichem Kaufpreis: Die Gläubiger entschieden sich geschlossen für Isabella Göbel – Peek & Cloppenburg blieb nur die Zuschauerrolle.

Peek & Cloppenburg wollte wieder angreifen – und stolperte. Mit ambitionierten Übernahmeplänen versuchte der Düsseldorfer Modehändler, den insolventen Wettbewerber Sinn zu schlucken.

Doch bei der Abstimmung am Amtsgericht Hagen bekam überraschend nicht der große Konzern den Zuschlag, sondern die bisherige Eigentümerin Isabella Göbel. Für P&C ein Rückschlag – aber kein Grund zum Innehalten.

Die Entscheidung fiel eindeutig

Dabei hätte es eng werden können: Beide Angebote – das von P&C und das von Göbel – sahen fast identische Entschädigungszahlungen und Standortgarantien vor.

Doch die Gläubiger zeigten klare Kante: Sie stimmten geschlossen für Göbel, die eine längere Beschäftigungsgarantie bis Ende 2028 und höhere Gehaltsanpassungen von fünf Prozent versprach.

Ein Detail, das letztlich das Vertrauen stärkte: Göbel hält die Markenrechte an „Sinn“ – eine juristische Hürde, die P&C bei einer Übernahme womöglich teuer zu stehen gekommen wäre.

Sinn: Ein Name mit schwerem Erbe

Die Entscheidung überrascht auch deshalb, weil Sinn selbst alles andere als ein Vorzeigemodell deutscher Einzelhandelskunst ist. Vier Insolvenzen in den vergangenen Jahrzehnten sprechen eine deutliche Sprache.

Zwar soll die Kette mit 34 Filialen rund 250 Millionen Euro Bruttoumsatz erzielt haben, doch die Liste der Baustellen ist lang: Investitionsstau, sinkende Frequenzen, wachsender Kostendruck.

Markenrecht als Stolperstein: Ohne gesicherte Markenrechte hätte Peek & Cloppenburg im Erfolgsfall jahrelange Rechtsstreitigkeiten riskiert.

Branchenkenner wie Handelsexperte Dirk Boventer loben Göbels Engagement, warnen aber zugleich: Ohne einen potenten Investor könnte die Zukunft von Sinn trotz Rettung auf tönernen Füßen stehen.

P&C bleibt auf Expansionskurs

Für Peek & Cloppenburg ist die Niederlage im Bieterwettstreit eine bittere Pille – aber nicht das Ende ihrer Wachstumspläne. Deutschlandchef Thomas Freude betont:

„Wir verfolgen weiterhin unsere Strategie, neue Verkaufshäuser unter den Marken Peek & Cloppenburg und ANSON’s zu eröffnen.“

Der stationäre Handel soll gestärkt, die Marktpräsenz ausgeweitet werden. Und Beobachter erwarten, dass P&C die Fühler nun noch intensiver in Richtung anderer Übernahmekandidaten ausstreckt – allen voran P&C Hamburg und den kriselnden Premiumhändler Breuninger.

Wachstum in rauer See

Die Konsumflaute trifft die Modebranche weiterhin mit voller Wucht: Gerry Weber, Esprit, Scotch & Soda – die Liste prominenter Pleiten wird länger. In diesem Umfeld sind mutige Expansionsschritte riskant, aber möglicherweise notwendig, um im schrumpfenden Markt überhaupt noch eine relevante Rolle zu spielen.

Gerade für einen Konzern wie P&C, der nach der eigenen Insolvenz vor zwei Jahren mühsam das Vertrauen von Partnern und Kunden zurückgewinnt.

Isabella Göbel setzt auf Loyalität – und einen schweren Neustart

Für Göbel ist der Erfolg bei der Gläubigerversammlung mehr als nur ein symbolischer Sieg. Sie verkörpert den Versuch, mittelständische Werte wie Kontinuität und persönliche Verantwortung gegen die Expansion großer Konzerne zu behaupten.

Doch wirtschaftlich wird der Weg steinig: Ohne die Ressourcen eines finanzstarken Investors bleibt fraglich, ob Sinn dauerhaft auf Kurs bleibt – oder ob die nächste Krise nur eine Frage der Zeit ist.