Doppelt so viel Gewinn wie erwartet
Newmont hat geliefert. Und zwar mehr, als selbst optimistische Analysten vermutet hatten. Der US-Konzern, weltgrößter Produzent von Gold, meldet für das zweite Quartal 2025 einen bereinigten Gewinn je Aktie (EPS) von 1,43 US-Dollar. Das ist nahezu eine Verdopplung gegenüber dem Vorjahr (0,74 Dollar) – und deutlich mehr als die erwarteten 1,16 Dollar.
Auch beim Umsatz konnte Newmont zulegen: Statt der prognostizierten 4,86 Milliarden Dollar wurden es am Ende 5,32 Milliarden. Im Vorjahreszeitraum hatte der Konzern noch 4,31 Milliarden umgesetzt. An der Börse kam das gut an: Die Aktie zog im vorbörslichen Handel um über zwei Prozent an.
Ein goldener Moment – aber kein Zufall
Der starke Gewinnsprung ist kein isolierter Ausreißer, sondern Teil einer strategisch gut vorbereiteten Entwicklung. Der Goldpreis notiert seit Monaten auf hohem Niveau – befeuert von geopolitischen Spannungen, anhaltender Inflationsangst und einer an Zinssenkungen orientierten US-Notenbank. Newmont als Platzhirsch der Branche profitiert direkt davon.
Doch das allein erklärt den Höhenflug nicht. Das Unternehmen hat seine Förderkosten gesenkt, ineffiziente Minen abgewickelt und durch Zukäufe – etwa die Übernahme von Newcrest im vergangenen Jahr – seine Produktionsbasis massiv verbreitert. Größere Mengen bei gleichbleibenden Fixkosten wirken wie ein Hebel auf die Marge.
Zahlen, die sich gewaschen haben
Die operative Marge lag im zweiten Quartal bei rund 32 Prozent – ein seltener Wert in einer Branche, die oft unter Volatilität und politischen Risiken leidet. Newmont hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2024 durch solide Projektsteuerung, höhere Goldverkäufe und günstige Wechselkurse einen Vorsprung erarbeitet, den das Management nun auszuspielen scheint.
Die Produktion lag im Quartal bei rund 1,6 Millionen Unzen Gold, die All-in Sustaining Costs (AISC) – also die Gesamtkosten pro Unze – sanken auf 1.015 US-Dollar. Das bedeutet: Bei einem Goldpreis von aktuell rund 2.350 Dollar bleibt reichlich Spielraum für Gewinne.
Analysten ziehen ihre Kursziele an
Die beeindruckenden Zahlen veranlassen mehrere Analystenhäuser, ihre Kursziele nach oben zu korrigieren. Goldman Sachs hob das Ziel für Newmont auf 72 US-Dollar an, Morgan Stanley erwartet bis Jahresende Kurse um die 75 Dollar. Entscheidend sei laut Analysten die Kombination aus operativer Exzellenz und Rückenwind vom Rohstoffmarkt.
Vor allem institutionelle Investoren sehen Newmont derzeit als solide Absicherung gegen Inflationsrisiken und geopolitische Unsicherheit. Auch der hohe Free Cashflow – zuletzt rund 1,1 Milliarden Dollar im Quartal – macht die Aktie attraktiv. Dividendenjäger kommen ebenfalls auf ihre Kosten: Die Ausschüttungsrendite liegt bei über 3 Prozent.
Der Blick über den Tellerrand
Trotz der glänzenden Bilanz bleibt ein Restrisiko. Der Goldpreis ist volatil – und stark abhängig von US-Zinserwartungen. Sollte die Fed doch aggressiver bleiben als gedacht, könnte der Preis für das Edelmetall unter Druck geraten – und mit ihm auch Newmonts Margen.
Außerdem steht das Unternehmen wegen seiner globalen Präsenz regelmäßig unter Beobachtung von NGOs und Regulierungsbehörden – insbesondere in Lateinamerika und Afrika. Arbeitsbedingungen, Umweltauflagen und lokale Lizenzabgaben sind wiederkehrende Herausforderungen, die strategisch gemanagt werden müssen.
Ein Konzern, der gerade alles richtig macht
Für den Moment aber gilt: Newmont hat nicht nur von äußeren Faktoren profitiert, sondern durch gutes Management seine Hausaufgaben gemacht. Die Integration von Newcrest scheint zu greifen, die Bilanz ist stark, die Produktionskosten sinken – und der Goldpreis spielt mit.
Ob das reicht, um den Aufwärtstrend der Aktie nachhaltig zu stützen, wird auch davon abhängen, wie robust die Nachfrage nach Gold bleibt – etwa durch Notenbanken, Schmuckindustrie und ETF-Anleger. Die Zeichen stehen aktuell auf Wachstum. Und Newmont ist in einer Branche, in der Vertrauen ein knappes Gut ist, auf dem besten Weg, sich einen Ruf als Fels in der Brandung zu erarbeiten.
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