Die Sonne meint es gut mit Sainsbury’s – und das Geschäft läuft gleich mit. Der britische Einzelhandelskonzern hat in den 16 Wochen bis zum 21. Juni seine flächenbereinigten Umsätze um 4,7 Prozent gesteigert.

Ein beachtlicher Wert in einem von Inflation, Preisdruck und Konsummüdigkeit geprägten Markt. Besonders Lebensmittel, Kleidung und die Tochtergesellschaft Argos entwickelten sich stark – getrieben von frühsommerlichem Wetter und einer offenbar klug austarierten Preisstrategie.
Vorstandschef Simon Roberts gibt sich optimistisch:
„Wir wachsen seit drei Jahren schneller als der Markt.“
Das ist keine kleine Aussage, wenn man bedenkt, dass mit Tesco ein Branchenriese den Takt vorgibt.
Sainsbury’s bleibt zwar die Nummer Zwei, aber eine mit Ambitionen – und einem klaren Ziel: Das operative Ergebnis im laufenden Geschäftsjahr soll wie geplant bei rund einer Milliarde Pfund liegen.
Einzelhandel im Gegenwind – Sainsbury’s mit Rückenbrise
Dass Sainsbury’s in einem so fordernden Umfeld zulegen kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Der britische Einzelhandel leidet wie der europäische unter einer verhalteneren Verbraucherstimmung, hohen Zinskosten und gestiegenen Lohnforderungen.
Doch Sainsbury’s scheint genau dort punkten zu können, wo es zählt: bei den Eigenmarken, im E-Commerce – und mit Argos, dem integrierten Elektronikhändler, der zunehmend zur Umsatzsäule wird.
Auch die jüngsten Zahlen zeigen: Die operative Effizienz scheint sich auszuzahlen. Während viele Wettbewerber ihre Margen schrumpfen sehen, hält Sainsbury’s am Ziel von rund 1 Milliarde Pfund fest – kaum unter dem Vorjahreswert von 1,04 Mrd. Pfund. Das signalisiert Stabilität in einem Markt, der selten planbar ist.
Ein Markt, zwei Welten – die stille Konkurrenz mit Aldi & Lidl
Doch der Blick auf Tesco ist nicht genug. Die wahre Disruption im britischen Einzelhandel kommt von ganz anderer Stelle: Aldi und Lidl.
Die deutschen Discounter gewinnen weiter Marktanteile und zwingen etablierte Ketten wie Sainsbury’s zu mehr Preistransparenz, schlankeren Sortimenten und strategischem Umbau.
Noch gelingt es Sainsbury’s, sich durch Qualität, Kundenbindung und ein breit aufgestelltes Online-Angebot zu behaupten. Aber der Preiskampf ist längst nicht vorbei – und der Druck steigt.
Vor allem in ländlichen Regionen und einkommensschwachen Vierteln setzen die Discounter ihre Expansion fort. Die Frage wird sein, ob Sainsbury’s sich dauerhaft als Premium-Discounter-Alternative behaupten kann – oder in eine unkomfortable Sandwich-Position gerät: zu teuer für Aldi-Kunden, nicht exklusiv genug für Waitrose.
Wachstum ja – aber auf welchem Fundament?
Die strategische Ausrichtung bleibt dennoch bemerkenswert. Während andere ihre Gewinnerwartungen stutzen, hält Sainsbury’s den Kurs – und das nicht zum ersten Mal. Seit Beginn der Pandemie ist das Unternehmen erstaunlich stabil durch die Krisenjahre gekommen, hat digital aufgerüstet, Filialen modernisiert und das Portfolio gestrafft.
Doch genau diese Transformation hat ihren Preis: Investitionen in Technologie, Nachhaltigkeit und E-Commerce zehren am Kapital. Gleichzeitig bleibt die Frage, wie robust die Konsumlaune im Herbst sein wird – wenn Energiekosten steigen, Hypotheken neu verhandelt werden und die Haushaltslage vieler Briten sich erneut zuspitzt.
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