Keine Schutzwirkung, nirgends: Mercedes-Benz hat im ersten Quartal knapp die Hälfte seines Gewinns eingebüßt – und die verschärfte US-Handelspolitik unter Donald Trump droht, aus der Bilanz eine Brandruine zu machen.
Während der Absatz weltweit rückläufig war, brach der Umsatz um gut sieben Prozent ein. Der Konzerngewinn fiel um 43 % auf 1,73 Milliarden Euro, das operative Ergebnis um fast 41 %.
Und damit nicht genug: Die neuen Importzölle von bis zu 25 Prozent auf Fahrzeuge und Teile aus der EU könnten die operative Marge in der Pkw-Sparte zusätzlich um bis zu 2,5 Prozentpunkte drücken – das räumt Mercedes nun offen ein.
Gewinnwarnung im Konjunktiv?
Noch vor wenigen Monaten hatte Mercedes-Benz eine operative Umsatzrendite von 6 bis 8 Prozent im Pkw-Bereich und bis zu 12 Prozent bei Vans in Aussicht gestellt.
Davon will der Konzern nun nichts mehr wissen. Auf Nachfrage erklärte das Management, dass diese Prognosen „ohne Berücksichtigung der Zölle“ weiterhin gültig seien – eine Klarstellung, die wie eine implizite Rücknahme der Prognose wirkt.
Die US-Zölle treffen Mercedes an einem wunden Punkt: Viele Premium-Modelle werden zwar lokal produziert, aber zentrale Bauteile – etwa Antriebsstränge und Elektronik – stammen aus Europa oder Mexiko.
Das macht die Lieferketten besonders zollanfällig, während Wettbewerber wie Ford oder Tesla bereits weitgehend autark in den USA produzieren.
Absatzrückgang in China
Auch im wichtigsten Wachstumsmarkt China verzeichnete Mercedes-Benz erneut erhebliche Absatzrückgänge. Zwar nennt der Konzern keine genauen Stückzahlen, doch die Auswirkungen sind in der Bilanz deutlich sichtbar.
Die China-Schwäche trifft Mercedes doppelt hart: Als Premiumanbieter leidet das Unternehmen besonders unter der Kaufzurückhaltung der städtischen Mittelschicht – und zugleich unter dem Aufstieg chinesischer Luxusmarken wie Hongqi oder Nio.
JPMorgan-Analyst Jose Asumendi merkt an, dass vor allem die Van-Sparte unter den Erwartungen blieb, während die Pkw-Sparte „wie erwartet“ abschnitt. Übersetzt heißt das: Ein schwacher Trost für ein Quartal mit flächendeckender Erosion der Ertragskraft.
Analysten sind zunehmend ratlos – und Investoren vorsichtig
UBS-Analyst Patrick Hummel spricht offen von einem „wenig hilfreichen“ Ausblick. Die Aussagen zum weiteren Jahresverlauf seien zu vage, die Einflussfaktoren zu unsicher.
Auch Jefferies-Experte Philippe Houchois wertet die jüngste Wortwahl des Konzerns als „faktischen Rückzug“ der bisherigen Prognose.
Die Mercedes-Benz-Aktie spiegelt das Vertrauen der Anleger: Binnen eines Jahres hat sie über 25 % an Wert verloren, seit Jahresbeginn zeigt sie sich kaum erholt. Auf der Handelsplattform Tradegate notierte sie zuletzt ein halbes Prozent im Minus – die Börse bleibt skeptisch.
Trumps Zollhammer trifft deutsche Industrie im Kern
Die Entscheidung des US-Präsidenten, Anfang April die Importzölle für EU-Autos auf 25 % zu erhöhen, wirkt wie ein Keulenschlag für Deutschlands exportorientierte Automobilindustrie.
Zwar hatte Mercedes bereits im Vorfeld davor gewarnt, dass selbst ein 10 %-Zoll die operative Marge im Pkw-Geschäft um einen Prozentpunkt drücken würde – mit 25 Prozent verschärft sich die Lage dramatisch.
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