30. April, 2024

Märkte

Luftverkehr in Deutschland in der Krise?

Deutschland ringt mit exorbitanten Standortkosten – eine Belastung, die das Fliegen zunehmend zum Luxus macht und die Wettbewerbsfähigkeit bedroht.

Luftverkehr in Deutschland in der Krise?
Deutsche Flughäfen verzeichnen eine Verdopplung der Standortkosten seit der Pandemie, was das Flugangebot drastisch reduziert.

Der Traum vom schnellen und günstigen Fliegen wird in Deutschland immer mehr zur Utopie. Eine frische Analyse zeigt alarmierende Trends in der deutschen Luftfahrtbranche, die das Land im internationalen Vergleich ins Hintertreffen geraten lässt.

Kostenexplosion post-Pandemie

Seit der Corona-Pandemie haben sich die Standortkosten für Airlines in Deutschland verdoppelt, ein direkter Schlag gegen die Erholung einer Branche, die bereits heftig ums Überleben kämpfte.

Jost Lammers, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), kritisiert die enorm gestiegenen Standortkosten in Deutschland und fordert dringende Reformen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Luftfahrtbranche zu sichern.
„Wesentliche Ursache für die zurückbleibende Entwicklung in Deutschland sind die seit 2020 massiv gestiegenen staatlichen Standortkosten, die inzwischen deutlich über den an anderen europäischen Standorten liegen“, sagt Jost Lammers, der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL).

Die neuen Belastungen führen zu einem schrumpfenden Angebot: Die Anzahl der Flüge und verfügbaren Sitze hat das Vor-Corona-Niveau noch lange nicht erreicht. Was genau steckt hinter dieser Entwicklung?

Steuern und Gebühren auf Rekordniveau

Eine drastische Erhöhung diverser Steuern und Abgaben unter der aktuellen Regierungskoalition hat zu einem Kostenanstieg geführt, der weit über dem europäischen Durchschnitt liegt.

Laut dem Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) belaufen sich die staatlichen Abgaben für einen innereuropäischen Flug in Deutschland mittlerweile auf fast 4200 Euro – im Kontrast zu nur 600 Euro in Spanien. Dieser immense Unterschied hat direkte Auswirkungen auf die Ticketpreise und damit auf die Attraktivität des Standortes Deutschland.

Deutsche Flughäfen verlieren an Bedeutung als internationale Drehkreuze, da Passagiere zunehmend Flughäfen im Nahen Osten für ihre Asien- und Afrikareisen bevorzugen.

Ryanair zieht Konsequenzen

Große Player der Branche wie Ryanair haben bereits reagiert und ihr Angebot in Deutschland spürbar reduziert. Eddie Wilson, Vize-Chef des Billigfliegers, beschreibt den deutschen Markt als „kaputt“ und drängt auf dringende Reformen. Diese Rückzüge bedeuten weniger Wettbewerb und höhere Preise für die Verbraucher.

Quelle: Eulerpool

Politische Reaktionen und Forderungen

Die wachsenden Kosten haben auch politisch Wellen geschlagen. Anja Karliczek, tourismuspolitische Sprecherin der CDU/CSU-Fraktion, fordert eine drastische Senkung der Standortkosten, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Tourismus- und Messewirtschaft zu sichern. Doch solche Forderungen stoßen auf komplexe Herausforderungen in der Umsetzung.

Verlagerung der Passagierströme

Die hohen Kosten wirken sich auch auf die Flugrouten aus: Immer mehr Deutsche wählen Flughäfen in der Türkei oder am Persischen Golf als Zwischenstopps für ihre Asien- und Afrikareisen.

Preisanstieg unaufhaltsam: Die staatlichen Gebühren für europäische Flüge ab Deutschland haben sich um 55 Prozent seit der Pandemie erhöht, was die Flugpreise in die Höhe treibt.

Diese Verschiebung hat nicht nur wirtschaftliche, sondern auch strukturelle Folgen für die deutschen Luftfahrtzentren in München und Frankfurt.

Ausblick und Herausforderungen

Die deutsche Luftfahrtindustrie steht an einem Wendepunkt. Die hohen Standortkosten bedrohen nicht nur die Rückkehr zum Normalbetrieb, sondern auch die langfristige Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Luftverkehrsstandortes Deutschland.

Lösungen sind gefragt, die sowohl ökonomische als auch ökologische Aspekte berücksichtigen und die Luftfahrt in Deutschland zukunftsfähig machen. Doch bis dahin scheint der Weg noch weit – und die Uhr tickt unerbittlich.