Die deutsche Gesundheitslandschaft sieht sich angesichts bevorstehender umfassender Reformen mit einem Paradigmenwechsel konfrontiert, den Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach als eine 'Zeitenwende' bezeichnet. Bei der Eröffnung des 128. Deutschen Ärztetags in Mainz, lud er die Medizinbranche ein, durch eigene Gestaltungsvorschläge aktiv die Zukunft des Gesundheitswesens zu formen.
Verbunden mit einem Appell an Bundeskanzler Olaf Scholz, warnte Ärztepräsident Klaus Reinhardt vor einer zunehmenden Verschärfung der personellen Engpässe in Medizin und Pflege und setzte sich für einen nationalen Gesundheitsgipfel ein, um die Herausforderungen des Sektors auf höchster Ebene zu adressieren. Reinhardt betont die Notwendigkeit einer zeitnahen Reaktion auf den demografischen Wandel im medizinischen Bereich.
Trotz des bereits bestehenden Ärztemangels und der ethisch fragwürdigen Rekrutierung ausländischer Fachkräfte weist Lauterbach auf die derzeitige Entwicklung von fünfzehn gesetzlichen Reformen hin, welche die strukturellen Defizite des Gesundheitssystems angehen sollen. Inmitten verhandlungsintensiver Diskussionen mit den Bundesländern um die anstehende Krankenhausreform, strebt die geplante Gesetzgebung eine Entlastung der Kliniken durch neue Vergütungsmodelle an und zielt darauf ab, den Druck zu reduzieren, der durch das gegenwärtige Belohnungssystem für einzelne Behandlungen entsteht.
Angesichts des Pflegenotstands beabsichtigt Lauterbach zudem, mit einem anstehenden Gesetz den Kompetenzbereich der Pflegekräfte zu erweitern und das Berufsfeld sowohl für einheimische als auch für ausländische Pflegende attraktiver zu gestalten.
Unter Würdigung der Entschlossenheit des Ministers zur Reformierung des Krankenhauswesens ermahnt Reinhardt, dass die Erfahrung und das Fachwissen der Ärzteschaft in den Reformprozess miteinfließen müssen. Lauterbach versichert, die Beiträge und Entschlüsse des Ärzteparlaments in die weiteren Planungen zu integrieren.
Diese Entwicklungen werden im Rahmen der Hauptversammlung der Bundesärztekammer in Mainz diskutiert, wobei Vertreter aus allen 17 deutschen Ärztekammern Anregungen und Positionen zu übergeordneten berufsrechtlichen sowie gesundheits- und sozialpolitischen Themen erarbeiten.