15. Juli, 2025

Quartalszahlen

Fraport hebt ab – doch nicht alles fliegt

5,8 Millionen Passagiere im Juni, wachsende Zahlen an den Auslandstandorten: Der Flughafenbetreiber Fraport meldet Aufwind. Doch hinter dem positiven Signal steckt ein komplexeres Bild – vor allem beim Frachtgeschäft und der Langstrecke.

Fraport hebt ab – doch nicht alles fliegt
Europäische Ferienflieger treiben das Wachstum – doch interkontinentale Verbindungen schwächeln weiter.

Passagierzahlen steigen – mit Rückenwind aus den Pfingstferien

Frankfurt, Juni 2025: Der Frankfurter Flughafen zählt im Juni 5,8 Millionen Passagiere – ein Plus von 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Es ist der beste Juni seit der Pandemie.

Quelle: Eulerpool

Doch die Zahlen erzählen nur die halbe Geschichte. Denn der Vergleich zum Vorjahr ist durch einen simplen Kalendereffekt verzerrt: Die Pfingstferien lagen 2024 im Mai, dieses Jahr im Juni. Der Basiseffekt ist beachtlich – und sollte nicht überschätzt werden.

Auch in der Halbjahresbilanz wirkt der Zuwachs bescheidener: Von Januar bis Juni flogen insgesamt 29,1 Millionen Menschen über Deutschlands größten Flughafen. Das sind 1,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – solide, aber kein Befreiungsschlag.

Das Geschäft mit Sonne und Strand

Die hohe Nachfrage kommt vor allem aus einem Segment: Urlaubsflüge innerhalb Europas. Reiseziele rund ums Mittelmeer boomen – von Spanien über Griechenland bis zur türkischen Riviera. Das dürfte auch für das Sommerquartal ein stabiler Trend bleiben.

Quelle: Eulerpool

Doch während auf den Kurz- und Mittelstrecken reger Betrieb herrscht, bleibt das Langstreckengeschäft unter Druck. Die Passagierzahlen für Verbindungen in die USA und nach Asien stagnieren oder sinken leicht.

Gründe sind hohe Ticketpreise, anhaltende geopolitische Unsicherheiten – und der zunehmende Kostendruck in den Unternehmen, die bei interkontinentalen Dienstreisen weiter auf die Bremse treten.

Frachtgeschäft weiter im Sinkflug

Weniger erfreulich sieht es beim Luftfrachtaufkommen aus: Im Juni sank die Menge beförderter Güter um 2,3 Prozent auf 174.262 Tonnen. Damit setzt sich ein Trend fort, der bereits seit Monaten zu beobachten ist.

Die schwache Weltkonjunktur und rückläufige Nachfrage aus China bremsen den Warentransport auf dem Luftweg – auch am sonst robusten Standort Frankfurt.

Quelle: Eulerpool

Zwar ist die Fracht für Fraport nicht so margenstark wie das Passagiergeschäft, doch sie bleibt ein Frühindikator für die Weltwirtschaft. Und der zeigt derzeit: Der globale Handel läuft zäh – trotz brummender Konsumlaune in vielen Ländern.

Internationale Beteiligungen ziehen deutlich an

Während Frankfurt mit moderatem Wachstum vorliebnehmen muss, sieht es an den internationalen Flughäfen von Fraport deutlich dynamischer aus:

  • In Ljubljana (Slowenien) kletterte das Passagieraufkommen im Juni um 10,4 Prozent.
  • Die brasilianischen Flughäfen Fortaleza und Porto Alegre verzeichneten nach Unwetterschäden im Vorjahr einen sprunghaften Anstieg um 125,4 Prozent auf 1,1 Millionen Passagiere – ein Sondereffekt, der nicht überbewertet werden sollte.
  • Die 14 griechischen Regionalflughäfen, ein wichtiger Bestandteil des Fraport-Portfolios, legten um 1,3 Prozent auf 5,3 Millionen Fluggäste zu.
  • Auch Antalya, der Touristen-Hotspot an der türkischen Riviera, meldete ein Plus von 1,3 Prozent – bei rund 5 Millionen Fluggästen.

Fraport profitiert damit klar vom europäischen Ferientourismus – und von einer Strategie, die bewusst auf geografische Diversifikation setzt. Gerade in politisch und wirtschaftlich unsicheren Zeiten ist das ein Vorteil.

Aktie profitiert – vorerst

An der Börse kam der Verkehrsausblick gut an. Die Fraport-Aktie, am Morgen noch schwächer, drehte nach Veröffentlichung der Zahlen leicht ins Plus. Am XETRA-Markt kletterte der Kurs zeitweise auf 64,40 Euro – nur knapp unter dem bisherigen Jahreshoch.

Analysten loben die „robuste Entwicklung“ im Kerngeschäft und die „stabile Reisedynamik“ in Europa.

Doch sie bleiben vorsichtig: Der Rückgang bei der Fracht, die schwache Nachfrage auf Langstrecken und die nach wie vor hohen Investitionskosten für Flughafenerweiterungen könnten in der zweiten Jahreshälfte zur Belastung werden.

Was jetzt zählt: Mehr als nur Passagiere zählen

Fraport hat nach der Pandemie einiges richtig gemacht – aber der Weg zurück zur vollen Normalität ist kein Selbstläufer. Die Flugpläne sind dichter, die Kapazitäten knapp, der Wettbewerb in Europa bleibt hart. Hinzu kommen geopolitische Risiken, volatile Energiepreise und der Spagat zwischen Wachstum und Klimaverantwortung.

Dass die Passagierzahlen steigen, ist gut. Doch entscheidend wird sein, wie Fraport sich strategisch aufstellt – etwa bei Digitalisierung, Personal, Nachhaltigkeit und dem Umgang mit schwankender Nachfrage. Denn wer heute fliegt, will morgen ankommen.

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