19. Mai, 2024

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Ford justiert UK-Strategie: Begrenzung von Benzin-Modellen denkbar

Ford justiert UK-Strategie: Begrenzung von Benzin-Modellen denkbar

Im Bemühen, Großbritanniens ambitionierte Ziele für Elektrofahrzeuge zu erreichen, hat Martin Sander, der Europachef von Ford, verlauten lassen, dass eine Einschränkung des Verkaufs der Benziner-Modelle im Vereinigten Königreich in Betracht gezogen werde. Eine Entwicklung, die sich wohl in höheren Preisen für britische Verbraucher niederschlagen könnte.

Während des Financial Times-Gipfels räumte Sander ein, dass die bisherigen Verkaufsziele für Elektroautos hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Das ursprüngliche Ziel, bis 2030 ausschließlich Elektroautos in Europa zu verkaufen, sei angesichts der aktuellen Verkaufszahlen „irrelevant“ geworden. Die neuen britischen Vorschriften, welche Elektroauto-Quoten ähnlich dem chinesischen Modell vorsehen, könnten das Unternehmen zu empfindlichen Geldstrafen zwingen, falls diese nicht erreicht werden. Um solchen Strafen zu entgehen, erwägt Ford, die Lieferungen von benzinebetriebenen Fahrzeugen nach Großbritannien zu drosseln und stattdessen den Absatz auf anderen Märkten zu steigern.

"Ich weiß nicht, ob es den Verbrauchern im Vereinigten Königreich gefallen würde, wenn die Preise für benzinbetriebene Fahrzeuge steigen würden", so Sander auf dem Future of the Car Summit in London.

In Großbritannien sollen gemäß den neuen Quoten in diesem Jahr 22 Prozent der verkauften Neuwagen Elektrofahrzeuge sein, mit einem kontinuierlichen Anstieg bis 2030. Bisher liegen Elektroautoverkäufe allerdings bei weniger als 17 Prozent der Neuwagenverkäufe im Vereinigten Königreich.

Andere Automobilhersteller haben zwar die Herausforderung dieser Vorgaben bestätigt, aber noch keiner hat öffentlich angekündigt, den Verkauf von Benzinfahrzeugen zurückzuhalten, um den Vorschriften zu entsprechen.

Auf derselben Konferenz erklärte der britische Minister für Verkehrsentkarbonisierung, Anthony Browne, dass er nicht davon ausgehe, dass Automobilhersteller letztlich Strafen zahlen müssten. Er betonte das noch junge Stadium des britischen Marktes für Elektrofahrzeuge und zeigte sich unbesorgt. Browne sieht insbesondere günstigere Elektroautos von etablierten Herstellern und neuen chinesischen Marken als möglichen Anreiz für den Kundenübergang zu EVs.

Auch wenn Ford sein Ziel, bis 2030 nur noch Elektroautos in Europa zu verkaufen, nicht aufgeben hat, betonte Sander, dass das Unternehmen bereit sei, Hybridmodelle weiterhin ins nächste Jahrzehnt hinein zu verkaufen. "Die Nachfrage liegt hinter unseren Erwartungen und wir erreichen unsere ambitionierten Ziele nicht. Jeder wird extrem nervös", sagte Sander und fügte hinzu, dass der Weg zu Netto-Null-Emissionen klar sei, jedoch mit Vernunft und gemeinsamen Anstrengungen profitabel gestaltet werden müsse.

Zwar steigen die Verkäufe von Elektroautos langsamer als erwartet, da herkömmliche Verbraucher von höheren Preisen abgeschreckt werden und hinsichtlich der Ladeinfrastruktur und Reichweite skeptisch bleiben, doch die Automobilhersteller sind nach wie vor gezwungen, die immer strengeren CO₂-Emissionsziele sowie die EV-Verkaufsquoten in Großbritannien zu erfüllen.

Ebenfalls auf dem Gipfel äußerte sich Peugeot-Geschäftsführerin Linda Jackson eindeutig: Es gebe keine Alternative zur Erfüllung ihres Plans, ab 2030 nur noch Elektrofahrzeuge in Europa zu verkaufen. Weder aus ethischer noch aus geschäftlicher Perspektive seien Strafzahlungen eine Option.