14. Juli, 2025

Grün

Ein Ära geht zu Ende: Niederlande verabschieden sich von der Groninger Gasförderung

Ein Ära geht zu Ende: Niederlande verabschieden sich von der Groninger Gasförderung

In einem symbolträchtigen Akt besiegelte Staatssekretär Hans Vijlbrief das Aus für die langjährige Gasförderung im niederländischen Groningen. Dort, wo vor beinahe sieben Jahrzehnten eines der größten Erdgasvorkommen Europas entdeckt wurde, zog die Regierung nun einen Schlussstrich unter ein Kapitel, das die Niederlande an die Spitze der europäischen Gasproduzenten katapultierte. Groninger Bürger und Lokalpolitiker zelebrieren diesen Schritt als historisch, aber nicht ohne einen bitteren Beigeschmack.

Die Gasgewinnung in der ländlichen Region Groningen erwies sich als zweischneidiges Schwert: Einerseits bescherte sie dem Staat sowie den beteiligten Unternehmen Shell und ExxonMobil zusammen über 420 Milliarden Euro und machte das kleine Königreich zum Energie-Riesen. Andererseits hinterließ die Industrieaktivität tiefe Narben in der Lokalgemeinschaft. Erdbeben, hervorgerufen durch die Erdgasförderung, sorgten für Zerstörung und Leid unter den Anwohnern.

Fast ein Viertel des aus Groningen geförderten Gases floss ins Ausland; Deutschland war dabei einer der Hauptabnehmer. Die Erdbeben, von denen etwa 100.000 Menschen betroffen waren, rückten jedoch die Schattenseiten des wirtschaftlichen Erfolgs ins Rampenlicht. Konfrontiert mit massiven Schäden an Gebäuden und öffentlichem Aufruhr, mussten die Verantwortlichen in Regierung und Industrie einräumen, dass Profit über den Schutz und die Gesundheit der Bürger gestellt wurde.

Die Regierung signalisierte bereits 2018 die Wende, doch die aktuelle Energiekrise und die geopolitischen Spannungen infolge des Ukrainekrieges nötigten zu einer kurzzeitigen Verlängerung der Förderung. Diese Woche gab jedoch auch die Erste Kammer des Parlaments grünes Licht für das endgültige Ende der Gasförderung in Groningen. Als letztes Kapitel der Geschichte steht nun die Demontage der Anlagen und die Versiegelung der Gasfelder mit Beton an – ein Abschluss, der zugleich das Fundament für eine neue, nachhaltigere Energiepolitik der Niederlande sein könnte.