Ein Unternehmen unter OP-Druck
Intuitive Surgical hat einmal mehr geliefert. Im zweiten Quartal stieg der Umsatz um satte 21 % auf 2,44 Milliarden Dollar – Analysten hatten dem Medizintechnik-Spezialisten weniger zugetraut.
Beim Gewinn je Aktie legte das US-Unternehmen sogar 23 % auf 2,19 Dollar zu, während die Konsensschätzung bei 1,93 Dollar lag. Doch an der Wall Street reicht gutes Zahlenwerk nicht mehr aus, wenn die Bewertung astronomisch ist.
Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 65 und einem Kurs-Umsatz-Verhältnis von 18 preist der Markt nicht nur solides Wachstum ein, sondern chirurgische Perfektion. Und zwar dauerhaft.
10.488 Da-Vinci-Systeme im Einsatz – und es werden mehr
Das operative Rückgrat von Intuitive Surgical bleibt die Da-Vinci-Plattform, ein robotergestütztes OP-System, das weltweit zur minimalinvasiven Chirurgie eingesetzt wird.
Ende Juni meldete das Unternehmen 10.488 installierte Systeme – ein Plus von 14 % gegenüber dem Vorjahr. Noch beeindruckender: Die Zahl der durchgeführten Eingriffe stieg um 17 %. Das zeigt nicht nur eine wachsende Nachfrage, sondern auch eine zunehmende Routine der Kliniken im Umgang mit der Technologie.
Besonders gefragt: das neue da Vinci 5, eine überarbeitete Plattform mit verbesserter Bildgebung, Sensorik und Ergonomie, die in mehreren klinischen Märkten bereits gut ankommt.

Chef Rosa setzt auf Verlässlichkeit – aber reicht das?
CEO Dave Rosa betonte nach der Zahlenvorlage, dass man mit der Kundenakzeptanz der neuen Plattformen sehr zufrieden sei – man arbeite kontinuierlich daran, die operative Effizienz und Präzision weiter zu steigern.
Doch die Börse reagierte zunächst nervös: Nachbörslich rutschte die Aktie kurz ins Minus, stabilisierte sich dann aber leicht im Plus.
Ein Warnzeichen? Vielleicht. Denn trotz starker Fundamentaldaten scheint der Markt von Intuitive Surgical mehr zu verlangen als operative Exzellenz – nämlich einen Hauch Tech-Magie à la Nvidia.
Der schmale Grat zwischen medizinischer Innovation und Bewertungsfalle
Bei aller Begeisterung für Robotik in der Medizin: Intuitive Surgical bleibt ein riskantes Investment. Das Wachstum ist stark, aber der Erwartungsdruck ist es auch. Für Investoren heißt das: Wer an Bord ist, sollte einen strengen Risikostopp setzen. 350 Euro gelten aktuell als technischer Orientierungspunkt. Wer neu einsteigen will, braucht Geduld – oder starke Nerven.
Denn selbst wenn der Markt für chirurgische Robotik langfristig wächst, könnten kurzfristige Verfehlungen – etwa durch regulatorische Verzögerungen, technische Rückrufe oder wachsenden Wettbewerb – empfindliche Kursreaktionen auslösen.
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