Zahlen, die wehtun
8,1 Milliarden schwedische Kronen Verlust. Minus 12 % bei den Auslieferungen. Ein Umsatzeinbruch von 8 %. Und ein operativer Gewinn, der sich im Jahresvergleich fast drittelt.

Volvo Cars hat im zweiten Quartal 2025 eine der schwärzesten Bilanzen seiner jüngeren Unternehmensgeschichte vorgelegt. Doch was normalerweise Anleger aufschrecken lässt, sorgte an der Börse für ein Kursplus von zeitweise über 8 %.
Die Erklärung: ein kurioser Mix aus Hoffnung, Rückkehr zur alten Führung – und tiefem Spardruck.
Rückkehr der Altväter
Jim Rowan musste überraschend gehen. Der ehemalige CEO, einst als Visionär für die vollelektrische Volvo-Zukunft geholt, hatte sich mit ambitionierten Plänen verzockt. Statt E-Revolution kam das Lieferchaos.
Die verspätete Einführung neuer Modelle, darunter der hochgehandelte EX90, führte zu einem teuren Dominoeffekt. Hohe Abschreibungen in Höhe von 11,4 Milliarden Kronen waren die Folge – ein finanzielles Eingeständnis, dass Strategie und Realität auseinanderklaffen.
Nun steht wieder Håkan Samuelsson am Steuer – der frühere Konzernlenker, der das Unternehmen einst durch die erste Elektrowende führte. Seine Rückkehr ist auch ein Signal an die Märkte: weniger Wagnis, mehr Pragmatismus.
Sparen bis es quietscht
Die Zahlen sind schlecht, das Sparprogramm radikal. Bis zum Herbst will Samuelsson 18 Milliarden Kronen einsparen – umgerechnet rund 1,7 Milliarden Euro. Allein im Verwaltungsbereich sollen 3.000 Stellen wegfallen, darunter viele in Schweden. Ein Tabubruch für den Traditionskonzern.
Volvo versucht damit, die Rendite zu retten, bevor der nächste Schlag aus den USA droht. Denn die Zollpolitik der Regierung Biden gegenüber chinesisch beeinflussten Autoherstellern – und dazu zählt Volvo Cars spätestens seit der Geely-Übernahme 2010 – wird zunehmend zum Risiko.
Volvo produziert zwar in Europa, steht aber politisch zwischen den Fronten. Gerade das US-Geschäft mit Elektromodellen könnte ins Visier geraten.
Börse liebt Durchhalteparolen
Was also lässt die Aktie steigen? Es ist vor allem das Prinzip Hoffnung. Samuelsson verweist auf leichte Verbesserungen im Vergleich zum Vorquartal – bei Umsatz, Liquidität und Kostenkontrolle.
Und tatsächlich: Der operative Mittelzufluss, der sogenannte „Free Cash Flow“, ist zurück im positiven Bereich. Für Investoren, die zuletzt mehr als nur operative Verluste befürchten mussten, ist das eine willkommene Beruhigungspille.
Hinzu kommt: Der Markt hat die Krise womöglich längst eingepreist. Der Kurs war im ersten Halbjahr eingebrochen. Wer jetzt kauft, wettet auf den Turnaround – und darauf, dass Volvo Cars zumindest das Schlimmste hinter sich hat.
Polestar, Batterien und ein ungewisser Herbst
Ganz durch ist die Firma noch nicht. Hohe Batteriekosten belasten die Marge, die Nachfrage nach Elektroautos bleibt weltweit unter den Erwartungen.
Auch die Tochtermarke Polestar, an der Geely und Volvo beteiligt sind, kämpft mit sinkenden Auslieferungen und stockendem Wachstum. In diesem Umfeld bleibt unklar, wie viel Strategie Samuelsson umsetzen kann – und wie sehr er auf Sparmodus beschränkt ist.
Dass Investoren dennoch wieder einsteigen, ist ein Beleg dafür, wie tief die Fallhöhe war – und wie sehr der Glaube an Stabilisierung die Kurse treiben kann. Ob dieser Glaube gerechtfertigt ist, wird der Herbst zeigen.
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