Die Liebe zu biologisch erzeugten Lebensmitteln erblüht in Deutschland erneut – trotz einer wirtschaftlichen Flaute und Inflationsdruck. Dies verdeutlichte Tina Andres, die Vorsitzende des Bunds Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), indem sie auf eine erfreuliche Steigerung der Nachfrage im letzten Jahr verwies. Nach einer spürbaren Rückgang in 2022 sei nun wieder ein Anstieg zu verzeichnen.
Auch David Georgi, ein Spezialist für Konsumgüter beim NIQ, bestätigt den positiven Trend: Die Umsätze im Biosegment seien im vergangenen Jahr um beeindruckende 8,7 Prozent gestiegen. Eine solche Entwicklung ist nicht allein durch Preiserhöhungen erklärbar – bemerkenswert ist das physische Wachstum des Absatzes um 4,7 Prozent. Dies steht in einem markanten Gegensatz zu vielen anderen Sektoren, wo oftmals Preisanpassungen dominieren.
Auf der weltweit größten Naturkostmesse Biofach, die in Nürnberg stattfindet, will der BÖLW konkrete Zahlen zum deutschen Biomarkt präsentieren. Der Verband repräsentiert die deutschen Bioerzeuger sowie die verarbeitende Industrie und den Handel. Die Biofach, die parallel mit der Naturkosmetikmesse Vivaness läuft, erwartet bis zum 16. Februar etwa 2800 internationale Aussteller, die ihre neuesten Produkte vorführen werden.
Andres sieht einen Wendepunkt im Käuferverhalten – weg von der anfänglichen Zurückhaltung bei steigenden Lebenshaltungskosten hin zu einer neuen Aufgeschlossenheit, die sich auf allen Vertriebsebenen zeigt. Insbesondere Naturkostläden konnten dieses Umschwung spüren, nachdem sie in 2022 ein Umsatzminus von circa 12 Prozent hinnehmen mussten.
Den Bio-Produkten bleibt weiterhin treu gewidmet der Bereich der Eigenmarken, erklärt Georgi. Mit einem Anteil von über 60 Prozent im Lebensmittelhandel und in Drogeriemärkten und einer weiterhin steigenden Tendenz spielen diese eine wesentliche Rolle. Ebenso zeichnet sich ein Trend zum Bio-Einkauf beim Discounter ab.
Die Preisdynamik bei Bio-Produkten entwickelte sich ebenfalls positiv: Mit einem moderaten Anstieg um fünf Prozent im Gegensatz zu den konventionellen Produkten mit neun Prozent. Dies lässt sich partiell auf geringere Beeinträchtigungen der Bio-Landwirtschaft durch die eskalierenden Energiekosten zurückführen, da auf chemisch-synthetischen Stickstoffdünger und Pestizide verzichtet wird.
Der BÖLW verweist ferner auf eine intensive Zunahme von Bioanbauflächen in Deutschland – täglich wächst die Fläche um das Äquivalent von mehr als 300 Fußballfeldern. Trotz dieser Expansion umfasst die Bioanbaufläche mit 11 Prozent der gesamten deutschen Agrarfläche noch immer einen geringen Anteil – weit entfernt vom angestrebten Ziel, 30 Prozent bis 2030 zu erreichen. Andres sieht die Problematik nicht in der mangelnden Erkenntnis, sondern in der Umsetzung innerhalb der Agrarpolitik. Ohne eine angemessene finanzielle Unterstützung könnten selbst ausgezeichnete Pläne und Strategien nicht realisiert werden.