Ein Klassiker mit Kratzern im Lack
Lange galt die BHP Group als zuverlässiger Fels in der Brandung für Einkommensinvestoren. Solide Rohstoffförderung, satte Dividenden und ein weitgehend planbares Geschäftsmodell – was konnte da schon schiefgehen?
Doch seit Monaten dümpelt die Aktie vor sich hin, während geopolitische Unsicherheiten, sinkende Metallpreise und konjunkturelle Sorgen auf die Stimmung drücken. Nun versucht der Rohstoffriese mit frischen Produktionsdaten, neue Zuversicht zu wecken – mit ersten Erfolgen.
Produktionszahlen steigen, aber der Rückenwind fehlt
Im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2024/25 hat BHP die Eisenerzproduktion leicht auf 70,34 Millionen Tonnen gesteigert – ein Plus von rund 1,6 % im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders in Westaustralien, dem Herzstück der Eisenerzförderung des Unternehmens, blieb man stabil bei 68,35 Millionen Tonnen. Auch bei Kupfer ging es bergauf: 516.200 Tonnen im Quartal, gegenüber 504.800 Tonnen im Vorjahr.
Für das neue Geschäftsjahr 2025/26 rechnet das Unternehmen mit bis zu 269 Millionen Tonnen Eisenerz und bis zu 2 Millionen Tonnen Kupfer – ehrgeizig, aber nicht unrealistisch.
Der Markt reagierte positiv – vorerst. Doch der entscheidende Impuls blieb aus. Denn: Anleger haben längst verstanden, dass Rohstoffproduktion allein nicht mehr reicht, um für Begeisterung zu sorgen. Die Welt hat sich weitergedreht.
Dividendenrendite von 4 % – solide, aber kein Freifahrtschein
Eine der größten Stärken von BHP bleibt die verlässliche Ausschüttungspolitik. Die Dividendenrendite liegt aktuell bei rund 4 %, das Kurs-Gewinn-Verhältnis bei etwa 12 – fundamental ist das Papier damit attraktiv bewertet.
Doch was viele übersehen: Das Unternehmen profitiert in hohem Maße von hohen Eisenerz- und Kupferpreisen, die wiederum stark von der Nachfrage in China abhängig sind. Und genau dort mehren sich die Zeichen einer strukturellen Abschwächung.
Mit Blick auf den weltweiten Immobiliensektor – und damit auf die Stahlproduktion – bleibt die Nachfrage nach Eisenerz volatil. Gleichzeitig könnte der geplante Rückgang der Kupfergehalte in Chile die Margen unter Druck setzen.
Zwischen China, Chile und Klimawandel
BHP ist global aufgestellt, aber diese Globalität birgt Risiken. Die Abhängigkeit von chinesischer Nachfrage ist seit Jahren ein ungelöstes Problem.
Während die Regierung in Peking weiterhin auf Konjunkturmaßnahmen setzt, bleiben die Effekte auf den Rohstoffbedarf bislang verhalten. Gleichzeitig machen zunehmende soziale und ökologische Spannungen in Chile der Kupferproduktion zu schaffen.
Auch der Klimawandel zwingt die Branche zu Investitionen und Umdenken. Wasserknappheit, steigende Energiekosten und strengere Umweltauflagen setzen dem klassischen Bergbau zunehmend zu. BHP versucht, mit Investitionen in nachhaltigere Produktion und Projekte wie CO₂-freien Eisenerztransport gegenzusteuern – aber der Umbau braucht Zeit.

Rio Tinto als Schatten im Rückspiegel
Im direkten Vergleich steht BHP aktuell besser da als der große Konkurrent Rio Tinto, dessen Produktionsperspektiven weniger überzeugend sind. Dennoch: Auch BHP ist kein Selbstläufer mehr.
Die Aktie bleibt ein Kandidat für Value-orientierte Langfristinvestoren – aber nur, wenn man bereit ist, konjunkturelle Schwankungen, geopolitische Unsicherheiten und rohstofftypische Zyklen auszuhalten.
Wer einsteigt, braucht Geduld und Nerven
Die Produktionsdaten sind ordentlich, die Bewertung moderat, die Dividende verlässlich. Doch BHP ist mehr denn je ein Rohstoffriese mit zwei Gesichtern: Auf der einen Seite solide Zahlen, auf der anderen Seite eine Welt im Wandel, die das Geschäftsmodell immer wieder herausfordert.
Wer hier investiert, sollte nicht nur auf den Chart schauen – sondern auch auf die tektonischen Verschiebungen, die sich unter der Oberfläche des Rohstoffmarkts abspielen.
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