08. Juli, 2025

Wirtschaft

Arbeitsmarkttransformation: Zusatzleistungen als entscheidender Faktor für die Fachkräfteakquise

In Deutschland zeichnet sich derzeit ein zunehmend intensiver Wettkampf um qualifizierte Arbeitskräfte ab. Dieser Umstand hat zahlreiche Unternehmen dazu veranlasst, ihre Stellenanzeigen durch die Angebotspalette an Zusatzleistungen erheblich aufzuwerten. Eine aktuelle Studie der Bertelsmann Stiftung, die umfangreiche Daten von rund 34 Millionen Online-Stellenanzeigen aus dem Zeitraum 2019 bis 2024 analysiert hat, widerspiegelt diesen Trend eindrucksvoll. Die Zahl der durchschnittlich angebotenen Benefits pro Stellenanzeige ist von 3,6 im Jahr 2019 auf beachtliche 9,6 im Jahr 2024 angewachsen.

Dabei erweist sich die Entwicklung besonders signifikant in Bezug auf Positionen, die hochqualifizierte Bewerber mit einem akademischen Abschluss ansprechen. Für diese Zielgruppe bieten Unternehmen durchschnittlich elf verschiedene Zusatzleistungen an. Vergleichsweise erhalten Fachkräfte, die über spezifische berufliche Qualifikationen verfügen, etwa zehn Benefits pro Anzeige. Auch für Assistenz- und Helferpositionen, die keine spezifischen Berufsabschlüsse erfordern, sind im Schnitt acht Zusatzangebote Standard.

Besonders beliebt bei den ausgeschriebenen Benefits sind sogenannte „harte“ Faktoren. Diese umfassen Zusatzleistungen wie Sonderzahlungen, betriebliche Altersvorsorge und Mitarbeiterrabatte, die in etwa zwei Dritteln der Stellenanzeigen aufgeführt werden. Gleichzeitig geraten Entwicklungsperspektiven, wie Aufstiegschancen oder die Gewährung von Jobgarantien, in rund 37 Prozent der Anzeigen in den Fokus. Flexibilität in Arbeitszeitmodellen, einschließlich Optionen wie Gleitzeit oder Homeoffice, hat sich branchenübergreifend als gewichtiger Standard etabliert und stellt einen weiteren relevanten Anreiz dar. Auch Fortbildungsangebote gewinnen stark an Bedeutung und werden in fast jeder zweiten Stellenanzeige angesprochen, vor allem in Fällen, in denen hohe Qualifikationen gefordert sind.

Jedoch erleben Angebote wie Gesundheitsprogramme und familienfreundliche Maßnahmen einen Rückgang ihrer Relevanz und werden zunehmend selektiv, vornehmlich zur Ansprache von Spitzenkräften im Land, eingesetzt. Auffällig ist weiters eine geringere Betonung von eher „weichen“ Anreizelementen, wie einer angenehmen Arbeitsatmosphäre oder dem Angebot zur Nutzung informeller Anrede im Unternehmen. Die Anforderung, im Kampf um Talente eine gezielte strategische Differenzierung von der Konkurrenz zu etablieren, wird durch den Fachmann Roman Wink von der Bertelsmann Stiftung hervorgehoben. Demnach legen Arbeitgeber vermehrt Wert auf eine attraktive Kombination von Zusatzangeboten, um sich in der Auseinandersetzung um die besten Talente erfolgreich zu positionieren und durchzusetzen.