900 Millionen Dollar – Trumps Strafzoll trifft Apple ins Mark
Apple hat in seinem Q2-Earnings-Call einen der zentralen Unsicherheitsfaktoren benannt: Strafzölle. Sollte die aktuelle Zollpolitik der Trump-Regierung bestehen bleiben, droht dem Konzern im Juniquartal ein Belastungsfaktor von 900 Millionen Dollar.

Das ist nicht weniger als ein Warnschuss für Anleger – und ein weiterer Beleg dafür, wie sehr der Tech-Konzern zwischen Handelskrieg und Standortpolitik zerrieben wird.
Cook versuchte zwar zu relativieren, sprach von „spezifischen Faktoren“ für das laufende Quartal. Doch zwischen den Zeilen wurde klar: Wenn die Elektronikzölle wieder anziehen, könnte sich Apple gezwungen sehen, diese Kosten weiterzugeben – oder Gewinneinbußen hinzunehmen. Noch aber ist unklar, welchen Weg der Konzern einschlagen wird.
Keine Panikkäufe – trotz Zollgerüchten
Wer dachte, dass Verbraucher angesichts möglicher Preissteigerungen nun iPhones hamstern, liegt falsch. Tim Cook stellte klar: Die Lagerbestände blieben konstant, die Nachfrage war stabil, aber nicht überhitzt.
Apple hatte seine Einkäufe zwar „frontalisiert“, also frühzeitig vorgezogen – doch beim Absatz zeigt sich bisher keine Dynamik durch die politische Lage. Eine überraschend nüchterne Reaktion des Markts.
Siri verspätet sich – und bleibt stumm
Einst angekündigt als Quantensprung in der Mensch-Maschine-Interaktion, nun erneut verschoben: Apples erweiterte Siri-Funktionen bleiben vorerst in der Beta-Hölle.
Die geplanten Features – etwa kontextbasiertes Erinnern an frühere Gespräche – sollten mit iOS 18 kommen, verzögern sich jetzt aber zum zweiten Mal.
Ein konkreter Veröffentlichungstermin fehlt. Apples eigene Qualitätsansprüche, so Cook, seien der Grund. Übersetzt heißt das: Das Rennen mit OpenAI, Google und Co. geht ohne Siri weiter.

Epic Games: Justiz wirft Apple Täuschung vor
Parallel zur Bilanz platzt ein juristischer Paukenschlag: In der laufenden Auseinandersetzung mit Epic Games attestierte Richterin Yvonne Gonzalez Rogers dem Konzern, die gerichtlichen Auflagen aus dem Jahr 2021 verletzt zu haben – ein leitender Apple-Manager soll laut Gericht sogar „unter Eid gelogen“ haben.
Der Fall wurde an die US-Staatsanwaltschaft übergeben – mit möglicher Folge: strafrechtliche Ermittlungen wegen Missachtung des Gerichts. Apple will in Berufung gehen, das Risiko bleibt hoch.
Fabrikpläne in den USA – und ein Fuß in der Tür der Politik
Cook betonte mehrfach die neue US-Fertigungsoffensive. 500 Milliarden Dollar sollen in den nächsten vier Jahren in heimische Produktion fließen – inklusive neuer Werke in Texas und mehreren US-Bundesstaaten.
Politisch ein wichtiges Signal, wirtschaftlich ein Balanceakt. Denn auch wenn in den USA gebaut wird, stammen weiterhin die meisten Komponenten aus Asien – und der Kostenvorteil Chinas bleibt.
Verlagerung nach Indien: Neue Standorte, alte Probleme
Gleichzeitig verschiebt Apple seine iPhone-Produktion schrittweise von China nach Indien. Schon im laufenden Quartal sollen laut Cook die meisten iPhones in den USA aus indischer Produktion stammen.
Vietnam wird für andere Produktlinien relevant. Doch die Rechnung hat ihren Preis: Analysten rechnen mit Mehrkosten von fünf bis acht Prozent – vor allem wegen Infrastrukturdefiziten und höheren Löhnen. Und auch politisch ist Indien keine planungssichere Region.
Apple trotzt – noch
Trotz all dieser Baustellen hat Apple die Erwartungen der Analysten geschlagen. Umsatz und Gewinn lagen über den Prognosen. Doch die Risiken wachsen – strukturell, juristisch, politisch.
Die Abhängigkeit von globalen Lieferketten wird zur Achillesferse. Die Verzögerung bei Siri zeigt, dass Apple nicht nur Hardware-, sondern auch Softwaretempo verloren hat. Und die US-Gerichte zeigen plötzlich Zähne.
Ein solides Quartal – inmitten eines Sturms, der gerade erst beginnt.
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